Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst zum Sonntag Kantate 2. Mai 2021
von Pfarrerin Ingeborg Verwiebe
Windsbacher Knabenchor - Singet dem Herrn
Liebe Gemeinde,
Der Windsbacher Knabenchor stimmt uns darauf ein: Heute ist der Sonntag „Kantate“ - Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Ein Vers aus dem Psalm 98. Er hat dem Sonntag den Namen gegeben.
Etwas Besonderes erwartet uns vor der Predigt: Das Lied „Ich singe dir mit Herz und Mund“ als virtuelles Chorprojekt unseres neuen Dekanats Dreieich-Rodgau zum Sonntag Kantate!
Für uns hier im alten Dekanat Dreieich auch eine Reminiszenz an die Kantate-Jahresempfänge, die wir zum bis vorletzten Jahr gemeinsam mit gefeiert haben.
In jeweils eine Gemeinde des Dekanats waren alle anderen eingeladen. 2015 war das in Buchschlag.

Singen – unbeschwert gemeinsam können wir das immer noch nicht. Die Entwicklung der Pandemie weltweit und bei uns im Kreis ist so, dass der Kirchenvorstand beschlossen hat, die nächsten Wochen Gottesdienst weiterhin im Netz zu feiern. Wir hoffen, dass wir Sie an Pfingstsonntag, 23.5., wieder ins Gemeindezentrum einladen können zum Gottesdienst. Den wollen wir möglichst draußen auf der Terrasse feiern.
Wir feiern unseren Hausgottesdienst

Im Namen Gottes, Vater und Mutter für uns,
Im Namen des Sohnes, Jesu Christi
Im Namen des Heiligen Geistes, der Kraft Gottes in uns.
Amen.


Wir beten den Psalm 98:

EG 739 (Psalm 98)
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil kundwerden;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen frohlocken
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn,
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker, wie es recht ist.

Amen.
Lasst uns beten!

Wir sind hier, du Gott des Lebens,
weil wir auf Wunder hoffen:
Dass du für Gerechtigkeit sorgst
und für Frieden.
Dass du Herzen weit machst
und Mut hineinsäst.
Dass unsere Herzen dir singen mögen!
Dass diese Angst ein Ende hat
und das Virus nicht mehr unser Leben bestimmt.
Dass Liebe sich ausbreitet
und Freude und Jubel und Jauchzen.
Nicht irgendwann.
Sondern bald.
Sehr bald.
Das wünschen wir von dir, Gott,
durch Jesus Christus,
dem die Engel singen
zusammen mit der seufzenden Schöpfung.

Amen.
(Gebetstext Doris Joachim, Zentrum Verkündigung der EKHN)
Ich singe dir mit Herz und Mund, Ev. Gesangbuch (EG 324)
Predigt zum Mithören
Liebe Gemeinde,
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und von Jesus Christus, zu dem wir gehören!

Der Predigttext für den Sonntag Kantate steht beim Evangelisten Lukas:

Lukas 19,37-40
37 Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, 38 und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! 39 Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! 40 Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
(Luther- Bibel 2017, https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas19%2 C37-40)

Singen

Singen. Jetzt! Das Lob Gottes wird immer zu hören sein.
Echt jetzt? Loblieder singen? Ist das Singen nicht verboten? Und ist mir überhaupt danach, zu singen? Loblieder, jetzt?
Das Thema des Sonntags: Kantate! Singt! Es trifft. Mitten in die Pandemie. Trifft einen wunden Punkt.

Singen verboten?

Mir hat niemand das Singen verboten. Uns als Kirche hat es niemand verboten. Wir haben uns selbst entschieden, das gemeinsame Singen dort zu lassen, wo es Menschen gefährdet. In Versammlungen, im Gottesdienst, in Chorproben. Leider. Aber es ist eine freie Entscheidung. Und keine für immer, da bin ich zuversichtlich!
Im letzten Jahr habe ich gestaunt über die Kreativität, mit der trotzdem gemeinsam gesungen und musiziert wird. Als Quartett auf Abstand in der Kirche. Im Netz, zusammengefügt zum Chor, für uns zu hören und zu sehen! So wie der Dekanatschor, der uns eben mit Herz und Mund gesungen hat.

Singen jetzt

Klar, mir fehlt das sehr. Der gemeinsame Gesang im Gottesdienst, die Proben zu viert als „Iona Singers“. Aber immerhin: Im letzten Sommer haben wir uns im Garten getroffen und zusammen gesungen. Auch beim Erntedank-Gottesdienst im Wald konnten wir singen.
Ich höre Musik. Das Aussuchen der Lieder für unsere Hausgottesdienste macht viel Spaß, lässt mich Ungewohntes finden und hören. Manchmal singe ich mit – den Chorsatz zu „Ich singe dir mit Herz und Mut“ kenne ich doch!
Und manchmal singe ich nicht mit. Bei der Andacht in der Zoom-Konferenz höre und sehe ich mir das Lied lieber an. Und weiß: Das hören wir jetzt alle zusammen.

Ich singe. Eher nicht unter der Dusche, aber bei der Gartenarbeit oder beim Fahrradfahren. Ich freue mich an den wärmenden Sonnenstrahlen auf dem Waldweg. An den weißen Buschwindröschen und den blauen Veilchen, die am Wegrand blühen.
Grund zu singen: „Komm, lieber Mai und mache/die Wiesen wieder grün/und lass uns an dem Bache/die kleinen Veilchen blühen…“

Jetzt singen?

Aber die Wiesen sind schon grün. Und die Veilchen blühen seit Anfang April. Die Blumenwiesen auf dem Waldboden zeigen leider auch, dass das Blätterdach nicht mehr so dicht ist, wie es sein sollte. Dass die Trockenheit der letzten Sommer viele Bäume beschädigt hat. Die Klimakrise bedroht die ganze Schöpfung.

Der zweite Sonntag Kantate in der Pandemie. Ohne gemeinsames Singen im Gottesdienst. Das macht alles mühsam. Macht die Zuversicht mürbe.
Müssen Loblieder eigentlich unbeschwert sein?

Loblieder am Abhang

Am Abhang des Ölbergs stimmen sie Loblieder an. Die Jüngerinnen und Jünger sind nicht auf einem unbeschwerten Frühlingsausflug.
„Osterspaziergang“ könnte ich das aber nennen: Sie sind auf dem Weg mit Jesus nach Jerusalem. Das heißt auch: Zum Kreuz. Zum Grab. Zur Auferstehung.

Die tiefen Töne, sie klingen mit in Lobliedern. Ein Loblied kann Schwere haben. Es gibt ihm Tiefe.
„Du zählst, wie oft ein Christe wein/und was sein Kummer sei;/kein Zähr- und Tränlein ist so klein, /du hebst und legst es bei.“ Das ist eine Strophe (die elfte) aus „Ich singe dir mit Herz und Mund“.
Der Jubel kennt auch die Trauer und die Enttäuschung.
Und sagt mit der Erfahrung von Ostern: von da aus geht es weiter. Der Tod ist besiegt!

Nach mühseligem Aufstieg stehen die Jüngerinnen und Jünger am Abhang und blicken auf die heilige Stadt Jerusalem. Große Freude ergreift sie. Sie erinnern sich an die Wunder, die sie mit Jesus erlebt haben. Überall im Land.
Zeichen dafür: Das Reich Gottes, der Frieden kommt!

Ein Weihnachtslied

Jesus hat geheilt. Getröstet. Menschen freigesprochen von ihrer Schuld. Sie haben es erlebt, und sie wollen nicht darüber schweigen. Sie singen, damit alle hören wie unglaublich es ist. Jesus nachfolgen. Mit ihm leben. Getröstet und befreit.

„…davon ich singn und sagen will“ singt Martin Luther an Weihnachten, im Lied „Vom Himmel hoch“ (EG 24). Der Lobgesang der Engel: „Gloria in excelsis deo – Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“ Daran erinnern die Loblieder der Jüngerinnen und Jünger.
Wie die Engel in Bethlehem segnen sie die Ankunft Jesu. Denn das heißt: Nur Gott ist König. Niemand sonst herrscht auf der Welt. Alle Völker sind gleichberechtigt. Wirklicher Frieden, für die ganze Schöpfung. Im Himmel schon da und auf der Erde jetzt sichtbar!

Grund zum Loben

Singen im Angesicht von Bedrohung. Weil das gilt: Das Friedensreich zeigt sich schon!
Überall auf der Welt werden jetzt Menschen geimpft. Die Impfungen wurden in Rekordzeit entwickelt. Ein Wunder, das wir miterleben.

Und am Donnerstag die Nachricht: Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass das Klimaschutzgesetz nachgebessert werden muss. Und hat damit den jungen Klimaschützer*innen Recht gegeben, die geklagt hatten. Die Zukunft und die Freiheitsrechte jüngerer Generationen müssen besser geschützt werden!
Grund genug, Loblieder anzustimmen.

Klappe halten?

Und nicht die Klappe zu halten. Wie es einige aus der pharisäischen Gruppe von Jesus fordern. „Lehrer, verbiete das deinen Schülern und Schülerinnen.“ Seid mal nicht so radikal. Es soll doch bleiben wie es ist.

So ganz fremd ist uns dieses Denken nicht. Wir haben schließlich etwas zu verlieren, unser sehr komfortables Leben. Nur zögernd stellen wir uns der großen Herausforderung des Klimawandels.
Die Corona-Krise zeigt aber: wir können auch anders! Wenn nötig sofort unser alltägliches Verhalten ändern.
Da ist noch Potential fürs Friedensreich!

Steine

Nicht mundtot machen lassen. Ein Lied singen von den Vorzügen des Strukturwandels hin zu einer gerechten Welt.
Widerstand. Protestlieder. Klagen beim Bundesverfassungsgericht.

Jesus sagt zu denen, die seine Schülerinnen und Schüler gerne mundtot hätten: „Ich sage euch, wenn sie schweigen werden, werden die Steine schreien.“

In diesen Worten Jesu steckt eine revolutionäre Kraft. So viel davon, dass einige damals beschlossen, ihn zu töten. Was Jesus gesagt und getan hat lässt ahnen, welche Kraft im Glauben steckt.

Protestsongs

Das Singen ist Ausdruck des Glaubens. Protest-Lieder gegen die Zerstörung der Schöpfung. Für den Frieden, der Himmel und Erde umfasst.
Gibt es auch im Evangelischen Gesangbuch. „Ich singe dir mit Herz und Mund“ von Paul Gerhardt ist eines. Es singt an gegen die Mutlosigkeit und den Schrecken, den der Liederdichter und seine Frau in der Zeit des dreißigjährigen Krieges erlebt haben. Und nimmt gleichzeitig Bilder aus der Schöpfung, aus der Natur auf.

…wenn die Steine wieder schreien

Die Steine, die schreien. Wenn nicht mehr gesungen wird.
Hinweis schon auf den Stein, der am Ostermorgen weggerollt wird vom Grab des Gekreuzigten. Das gibt Töne und einen Rhythmus, wenn die große Steinplatte am Felsengrab weggerollt wird.
Neues Leben ist möglich. Gott macht den Getöteten lebendig. Gott geht mit uns ins Risiko. Eröffnet neue Möglichkeiten, wo wir das Ende sehen.
Die Verheißung reicht über den Tod hinaus. Weiter gehen!

Singen mit den Steinen

Einstimmen ins Lied der Schöpfung. Das Meer braust und die Ströme und die Berge sind fröhlich, so haben wir mit dem Psalm gebetet. Sie freuen sich an den großen Taten Gottes.
Auch wenn wir nicht in den Kirchen singen, das Lob Gottes wird immer gesungen!

Und die Steine singen mit. Wenn sie nicht mehr aus Protest schreien müssen. Manchmal höre ich schon ihr Lied. Wenn der Kies sanft knirscht unter den Schritten, den Fahrradreifen im Wald.
Sie singen ihr Lied in den Wellen am Strand. Ein Loblied auf den, der sie gemacht hat. Und uns lebendig macht.
Lasst uns einstimmen! Bald auch wieder gemeinsam: „…“was er tut und läßt geschehen,/das nimmt ein gutes End.“ (Strophe 17 aus „Ich singe dir mit Herz und Mund“).
Das Lob Gottes ist immer zu hören!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, zu dem wir gehören.

Amen.
Ich sing dir mein Lied, EG+ 96
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens, dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben
von deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in Ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben
von Nähe, die heil macht – wir können dich finden,
du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Höhen, die Tiefen hast du mir gegeben.
Du hältst uns zusammen trotz Streit und Verletzung,
du Freundin des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne den Klang hast du mir gegeben
von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen
du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Text und Melodie aus Brasilien
deutscher Text: Fritz Baltruweit und Barbara Hustedt

Lasst uns beten!

Gott, zu dem wir gehören,
Wunder lässt du uns erleben, wir danken dir dafür!
Für das, was du geschaffen hast: Bäume und Blumen,
Obst und Gemüse, Flüsse und Meere, Berge und Seen,
Tiere und Menschen.
Und die Musik – Lob sei dir gesungen!
Dir wollen wir singen
und dem Gesang der Schöpfung lauschen.

Wunder lässt du uns erleben: die schnelle Entwicklung von Impfstoffen.
Die weise Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz.
Wir danken dir und singen vor Freude!
Protestlieder wollen wir singen
gegen das Leid, das die Corona Pandemie verursacht.
Gegen den Klimawandel.
Lass uns zusammen halten, mach uns stark.
Um deinen Beistand bitten wir dich, mit deinem Geist erfülle uns!

Gott, stärker als der Tod,
besonders bitten wir dich für die Menschen in Indien.
Das Leben der vielen Kranken,
die Verzweiflung der Angehörigen,
die Anstrengungen der Menschen im medizinischen Dienst,
die überfüllten Krankenhäuser und die fehlenden Ressourcen,
wir legen alles in deine Hand.
Gott, hilf du!

Wir bitten dich für alle Kranken.
Steh ihnen bei. Bewahre ihr Leben.
Wir bitten dich für alle, die im Gesundheitswesen arbeiten.
Gib ihnen Kraft und Hoffnung.
Wir danken dir für alle Hilfe, die geschieht.

Gott, du rufst uns zusammen.
Wir bitten dich für uns als Gemeinde, als Kirche,
lass uns zusammen bleiben.
Füreinander da sein. Zuversicht finden.
Wir bitten dich für das Miteinander der Kirchen, für die Ökumene.
Dein Geist sei unter uns
Auf dem Ökumenischen Kirchentag, der in zwei Wochen in Frankfurt stattfindet.
Dir wollen wir singen
und einstimmen ins Loblied deiner Schöpfung!

Was uns noch bewegt, bringen wir in der Stille vor dich.
Dieses Lied wurde beim Kantate-Empfang 2016 0der 2017 in Gravenbruch gesungen – wer dabei war, erinnert sich sicher noch an die schwungvoll ´“tanzenden „ Notenständer… Lobe den Herrn meine Seele, EG+ 87
Wir bitten um Gottes Segen:

Gott segne uns und behüte uns;
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig;
Gott erhebe sein Angesicht auf uns
und gebe uns Frieden.

Amen.
„In dir ist Freude“ (EG 398) mit Nils Landgren: