Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst 21. Juni (2. Sonntag nachTrinitatis)
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid,
ich will euch erquicken.

Mt 11,28

Herzlich willkommen zum 2. Sonntag nach Trinitatis!
Wir feiern den Gottesdienst in der Kirche in Buchschlag in verkürzter Form. Und ohne Gesang – die Liedstrophen werden vorgelesen und anschließend auf der Orgel gespielt.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen
Wir hören Verse aus Psalm 36, 6-10 (EG 719)

Diesmal auch zu hören als Psalmodie – Gesang auf einen Psalmton wie im Kloster, vorgetragen von Pfarrer Detlef Korsen:
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.

Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel
Zuflucht haben!

Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Amen.

Lasst uns beten!

Treuer Gott,
du hast uns eingeladen in diese wunderbare Welt,
du hast uns Leben geschenkt.
Wir danken dir, unserm Schöpfer, unserm Gastgeber!
Staunend höre ich, dass du auch die Tiere im Blick,
ihnen hilfst du.
Beschämt denke ich daran, wie wir so oft das Gegenteil tun.
Wie wir deine Geschöpfe mißachten. Ausbeuten. Quälen.
Wir gehen nicht gerecht um mit dem Vieh.
Nicht mit den Böden, nicht mit den Pflanzen,
nicht mit den Arbeitern aus Osteuropa in den Schlachthöfen.
Die reichen Güter deines Hauses, wir wollen sie für uns behalten.

Jesus, du Quelle der Weisheit,
du rufst alle Mühseligen und Beladenen.
Erfrische auch uns
durch den Strom deiner Kraft und deiner Liebe,
die von dir ausgehen alle Zeit.

Amen.
EG 363, 1-2 Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und von Jesus Christus, zu dem wir gehören!

Liebe Gemeinde,

Loblieder singen wie Jesus!

Wir haben es gerade genau so gemacht wie Jesus: Das Loblied gesprochen! „Es war zu dieser Zeit, dass Jesus Gott antwortete und bekannte: „Ich singe dir Loblieder, Gott, Vater und Mutter für mich und mächtig im Himmel und auf der Erde!“
So beginnt unser Predigttext aus Matthäus 11 in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache.

Ich lese ihn jetzt in der Übersetzung der Luther-Bibel vor – die letzten Verse werden Sie kennen.

- Mt 11,25-30 (Lutherbibel) -
Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart.
Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.
Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Loblieder – können gesprochen werden
Ein Loblied. Von Jesus gesprochen. Mein Herz wird leicht. Denn: Es ist gut. Ja, mit allen Lasten, die auf unsere Schultern drücken. Sie werden leicht.

Loblieder singen, zu zweit beim Waldspaziergang. Allein unter der Dusche. Gerade nicht zusammen in der Kirche. Ein Last, die wir tragen können. Zugunsten aller.

Das Loblied Jesu
Das Loblied ist großartig komponiert!
Drei Strophen hat es – die Gliederung auch meiner Predigt.
Die erste Strophe: Lob Gottes – für die einfachen Leute.
Die zweite Strophe: Jesu Verbundenheit mit Gott – für uns, die Kinder Gottes.
Die dritte Strophe: Einladung zum Ausruhen – für die Belasteten.

Die erste Strophe – Lob der Unmündigen

Die ersten beiden Verse unseres Textes, jetzt aus der Bibel in gerechter Sprache: „Es war zu dieser Zeit, dass Jesus Gott antwortete und bekannte: „Ich singe dir Loblieder, Gott, Vater und Mutter für mich und mächtig im Himmel und auf der Erde! Ich singe davon, dass du das vor den Weisen und Gebildeten verborgen und es für die einfachen Menschen aufgedeckt hast.“

Eine überraschende Reaktion auf Gottes gute Gaben. Auf sättigende Güter und Wonne, die uns tränkt. Wie im Psalm vorhin beschrieben.
„Danke, dass es die Ungebildeten verstehen. Die als dumm gelten. Dass du sie aufklärst, Gott. Und nicht die Klugen und Gebildeten.“

Eine Offenbarung ist nicht für jede, für jeden.
Wer schon Bescheid weiß, bemerkt sie nicht. Die sich ihres Urteilsvermögens rühmen, kapieren es nicht.

Unverständnis der Klugen
Da spricht Jesus aus Erfahrung. Gerade gemacht. Die religiös Gebildeten, die Klugen, die philosophisch Interessierten lehnen ihn und seine Botschaft ab.
Ablehnung, Ausgrenzung, Erniedrigung – Schicksal der Gottesboten schon vor ihm, im Alten Testament.
Es stellt ihn zu den Menschen am Rand der Gesellschaft.
Da steht er mit Absicht. Der Sohn Gottes.

Das bekräftigt er nochmal: „Ja, mein Gott, denn so hast du es gewollt.“

Zweite Reihe

Dann sind die ersten Adressat*innen der Offenbarung eher nicht wir. Nicht wir gut Ausgebildeten in der westlichen Welt.
Gott ist zuerst bei denen am Rand. Bei den Kindern in der zu engen Wohnung. Mit den überforderten Eltern.
Und sicher ist Gott in den Armenvierteln in Guatemala City. Wo die Corona-Krise Hungern bedeutet.

Unsicherheit. Selbstzweifel. Lasten auf den Schultern. Das kennen wir auch.
Gott bewertet nicht die Schwere der Lasten. Er hilft sie zu tragen. Jeder und jedem.
Also sind wir die zweiten Adressat*innen der Offenbarung!

Wir gehören zu Gottes Familie. Wir müssen das noch nicht mal alles sauber durchdenken und verstehen. Jesus nimmt uns einfach dazu. Dafür müssen wir nichts leisten.

Die zweite Strophe – direkte Verbindung zum Himmel
„Du hast mir alles mitgeteilt. Niemand kennt mich als dein Kind so wie du, väterlich und mütterlich. Niemand kennt dich so väterlich und mütterlich wie ich als dein Kind,
und wie alle Geschwister, die ich darüber aufkläre.“
So steht es in der Bibel in gerechter Sprache.

Die Geschwister, das sind wir. Hinein in die Familie.
Die Beziehung zu Gott: Jesus nennt ihn Vater. Und mütterlich. Gottes Kind, der Sohn, ist mit dem Himmel verbunden, stark und unmittelbar. Das reicht er durch zu uns, den anderen Kindern Gottes.
Das Gute vom Himmel geht durch ihn hindurch direkt auf mich über wie mit einem Strom. „Was ihr bei mir bekommt, das kommt alles von meinem Vater. Das sind alles Gaben des Himmels“.

Die dritte Strophe – Lasten leicht gemacht
Die dritte Strophe beginnt mit einer Einladung. Wieder zwei Verse, zwei Sätze. Der zweite verstärkt den ersten. Wie schon in der ersten Strophe. Eben fein komponiert.

Eine Einladung. An die Mühseligen und Beladenen: „So kommt doch alle zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid: Ich will euch ausruhen lassen. Nehmt meine Last auf euch und lernt von mir: ich brauche keine Gewalt, und mein Herz ist nicht auf Herrschaft aus. So werdet ihr für euer Leben Ruhe finden. Denn meine Weisungen unterdrücken nicht, und meine Last ist leicht.“
So übersetzt die Bibel in gerechter Sprache. Die Worte vom Joch, das leicht ist.

Joch und Last
Ein Joch ist hier eine Schultertrage. Ein hölzernes Gestell, auf die Schultern gelegt. Links und rechts werden Eimer oder Körbe mit schwerer Ladung daran befestigt. Und getragen. Das drückt. Auf Schultern und Nacken.
Oder auch das Joch, mit dem die Ochsen eingespannt wurden. Um den Pflug zu ziehen. Harte Arbeit. Eine schwere Last.

Kennen wir, denke ich.
Erwartungen können eine schwere Last sein. Erwartungen, die nicht erfüllt werden können.
Ich denke an die Eltern und vor allem an die Mütter kleinerer Kinder. Die in den vergangenen Wochen die Quadratur des Kreises vollbringen sollten: home office und home schooling. Für alle sorgen und für alles gleichzeitig zuständig. An ihre Bedürfnisse wurde nicht gedacht. Und auch nicht an die der Kinder. Als längst über die Bundesliga gesprochen wurde.

So viele Erwartungen an uns. Von der Gesellschaft. Von den Freundinnen. Der Familie. Allen gerecht werden und dabei nicht auf der Strecke bleiben?
Jesus spricht auch die an, die sich abmühen, Gottes Willen zu tun. Das Gute. Und doch nie das Gefühl haben, ihm gerecht zu werden. Alles gegeben haben – und doch nicht genug.

Keine Ruhe zu finden in diesen Tretmühlen. Druck auf den Schultern.

Erquickung und Erleichterung

Da sagt Jesus: „Ich will euch ausruhen lassen. Ich will euch erquicken.“

Manchmal sagt vielleicht eine Freundin zu mir: „Mach mal Pause. Tu dir was Gutes.“
Der Satz Jesu hat eine ganz andere Kraft. Denn Jesus sagt: Ich tu dir etwas Gutes. Das hat eine andere Qualität. Zu wissen: Ich muss mich nicht selbst darum kümmern, dass mir etwas Gutes getan wird. Er tut es.

Jesus sieht mich an. Sieht meine Bedürfnisse. Und meine Grenzen. Er urteilt nicht. Nimmt mir auch nicht alles ab.
Er macht meine Last leicht.
Hier geht es wirklich um mich. Erquicken heißt: Es geht um mich. Es geht ihm darum, dass ich es leichter habe. Dass ich nicht so schwer trage an dem, was ich mit mir herumschleppe.

Von ihm werde ich nicht bevormundet, nicht reglementiert. Nicht zurechtgewiesen.
Ich werde auch nicht zwangsbeglückt mit guten Ratschlägen. Mit etwas, das ich nicht will und nicht brauche. Nein: Ich werde erquickt. Nur erquickt.

„Ich will euch ausruhen lassen“, sagt Jesus. Und zitiert den alttestamentlichen Propheten Jeremia: „So werdet ihr für euer Leben Ruhe finden.“

Es passiert jeden Tag. Den Klugen und Weisen ist es verborgen. Den Unmündigen, den kleinen Leuten ist es offenbar.

(Dieser Abschnitt zitiert aus dem Predigtvorschlag Jahrgang 19/20, Reihe 2 – Nr. 43, von Lukas Lorbeer, Zentrum Verkündigung der EKHN).

Orte zum Ausruhen

Wo es geschieht? Vielleicht hier. Im Gottesdienst. Mit seinen Einschränkungen.
In der zufälligen Begegnung beim Spaziergang in den Wochen des Lockdowns. Ebenso zufällig wie kostbar.
Vielleicht kein Zufall. Sondern Erquickung von Jesus.
In einer guten Nachricht: Morgen kommt sie aus der Reha nach Hause.
Dann teilen wir wieder die Lasten des Alltags – wie schön!

Die Schultern tun weh. Aber der Strom der Güte direkt aus dem Himmel erreicht uns. Wir stellen die schweren Lasten ab. Das Joch auf den Schultern und die zentnerschweren Eimer.
Wir brauchen jetzt eine Pause. Hier ist ein Platz dafür, Gott sei Dank. Hier ist jemand, den es interessiert, wie schwer das Gepäck ist.

Wir haben’s nicht eilig. Wir teilen die Lasten. Wir finden Ruhe für unsere Seelen.
Dann gehen wir weiter. Jemand trägt mit an meinem Gepäck.
Wir gehen aufrecht. Ein Loblied auf den Lippen. Gesprochen oder gesungen – wie bei Jesus.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

EG+ 32 Eingeladen zum Fest des Glaubens
Guter Gott,
wir danken dir
für deine Güte, die vom Himmel auf uns strömt.
Für die Ruhe, die du uns gibst.
Fürs Aufatmen. Fürs Mittragen. Fürs Erquicken.

Wir bitten dich für alle,
die schwere Lasten tragen.
Wir bitten dich um Brot für die Hungrigen
und um Wasser für die Durstigen.
In Lateinamerika, in Afrika, in Asien.
Auf unseren Straßen.

Barmherziger Gott,
wir bitten dich für die Kranken.
In unserer Stadt und auf der ganzen Welt.
Für alle, die im Gesundheitssystem arbeiten.
Und in den Ämtern.
Mach die Kranken gesund.
Den Verstorbenen gib das ewige Leben.
Wir bitten dich um Trost
für alle, die trauern.
Um Menschen, die die Last mittragen.

Allmächtiger Gott,
wir bitten dich für die Kinder.
Nicht in Kita und Schule zu gehen, unter anderen Kindern zu sein,
das ist eine schwere Last.
Wir bitten dich für die Mütter. Für die Eltern.
Gib uns Phantasie und Mut,
ihre Last leichter zu machen.
Wir bitten dich für die Menschen in der Politik.
Dass sie Wege finden, die Lasten zu erleichtern.
Gott des Lebens,
am 70. Jahrestag des Koreakriegs gedenken wir der Opfer dieses zerstörerischen Kriegs und der Teilung Koreas.
Gib Trost.
Gib Hoffnung für die getrennten Familien.
Hilf den Menschen in Korea, ihre ideologischen Differenzen zu überwinden und führe die getrennten Bruderstaaten zusammen.
Gib, dass alle, die politische Verantwortung tragen, angemessene und weitsichtige Entscheidungen treffen und im Gespräch miteinander eine friedliche Lösung suchen.
Gott des Friedens, du willst Frieden und Versöhnung auf dieser Erde. Hilf uns und insbesondere den Menschen in Korea, den Weg des Friedens zu suchen und zu gehen.
Wir bitten dich um Erfolg für die Friedenskampagne unserer Partnerkirche.

Was uns noch bewegt, bringen wir jetzt in der Stille vor dich.

Wir bitten um Gottes Segen!

Gott segne dich und behüte dich
Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten
und sei dir gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.

Amen.
A Gaelic blessing von John Rutter, gesungen von den Cambridge Singers: Deep peace of the running wave to you, Deep peace of the flowing air to you, Deep peace of the quiet earth to you, Deep peace of the shining stars to you, Deep peace of the gentle night to you, Moon and stars pour light on you, Deep peace of Christ, Of Christ the light of the world to you, Deep peace of Christ to you.