Hausgottesdienst am 5. Sonntag nach Ostern, den 17.Mai 2020
von Pfarrer Jochen-M. Spengler
von Pfarrer Jochen-M. Spengler
Albinoni - Oboe Concerto No. 2 in D minor- Allegro e non presto |
Liebe Gemeinde,
herzlich willkommen zum Hausgottesdienst für Sonntag, den 17. Mai - der heißt „Rogate“ („Bittet!“) - und deshalb geht es heute auch um das Thema „Gebet“, vor allem um das Vaterunser.
Ich freue mich, dass Sie mitfeiern - oder einfach nur einmal hereinschauen.
Heute feiern wir zum ersten Mal auch wieder einen Gottesdienst in unserer Kirche.
Ich bin einmal gespannt, wie viele Besucher*innen kommen werden. Ich hoffe nicht, dass wir Menschen nach Hause schicken müssen, denn wir dürfen nur dreißig Personen einlassen.
Wir werden sehen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und einen guten Weg durch die nächsten Tage!
Ihr Jochen Spengler
herzlich willkommen zum Hausgottesdienst für Sonntag, den 17. Mai - der heißt „Rogate“ („Bittet!“) - und deshalb geht es heute auch um das Thema „Gebet“, vor allem um das Vaterunser.
Ich freue mich, dass Sie mitfeiern - oder einfach nur einmal hereinschauen.
Heute feiern wir zum ersten Mal auch wieder einen Gottesdienst in unserer Kirche.
Ich bin einmal gespannt, wie viele Besucher*innen kommen werden. Ich hoffe nicht, dass wir Menschen nach Hause schicken müssen, denn wir dürfen nur dreißig Personen einlassen.
Wir werden sehen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und einen guten Weg durch die nächsten Tage!
Ihr Jochen Spengler
Wir feiern unseren Hausgottesdienst:
Im Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens, die uns gibt, was wir zum Leben brauchen.
Im Namen Jesu Christi, unserem Freund und Bruder, durch den uns Gott etwas von seinem Wesen und seiner Liebe zu uns Menschen gezeigt hat.
Und im Namen des heiligen Geistes, einer Kraft, die uns in Gemeinschaft zusammenhält und an schönen Tagen so richtig glücklich macht - und an traurigen Tagen die Zuversicht nicht verlieren lässt. Amen.
Im Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens, die uns gibt, was wir zum Leben brauchen.
Im Namen Jesu Christi, unserem Freund und Bruder, durch den uns Gott etwas von seinem Wesen und seiner Liebe zu uns Menschen gezeigt hat.
Und im Namen des heiligen Geistes, einer Kraft, die uns in Gemeinschaft zusammenhält und an schönen Tagen so richtig glücklich macht - und an traurigen Tagen die Zuversicht nicht verlieren lässt. Amen.
Wir lesen Verse aus Psalm 66:
Jauchzet Gott, alle Lande!
Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!
Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!
Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen.
Kommt her und sehet an die Werke Gottes,
der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker.
Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen,
der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Jauchzet Gott, alle Lande!
Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!
Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!
Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen.
Kommt her und sehet an die Werke Gottes,
der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker.
Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen,
der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Lasst uns beten!
Gott,
wir danken dir dafür, dass wir jetzt hier zusammen sind und darauf vertrauen können, dass du mitten unter uns bist. Alles, was uns am heutigen morgen durch den Kopf geht, was uns froh macht oder auch traurig, ist in deiner Nähe gut aufgehoben. Wenn du da bist, Gott, dann ist das Schöne noch schöner und das Schwere nicht ganz so schwer. -
Gott, wir werden uns in diesem Gottesdienst Gedanken machen über das beten.
Da gibt es für manche vielleicht immer wieder die eine oder andere Frage. Z.B.:
Wie soll ich eigentlich beten?
Darf ich Gott meine Bitten und meine Dankbarkeit in allen Einzelheiten schildern - oder beschränke ich mich auf das Nötigste, weil Gott doch sowieso alles von mir weiß?
Und zu wem bete ich eigentlich? Führe ich meine Zweisprache mit einem großen, mächtigen Gott, der aber vielleicht weit weg erscheint - oder mit einem Gott auf Augenhöhe, den ich mich traue, Freund und Bruder zu nennen?
Gott, wir bitten dich:
Gib uns nun kluge Gedanken, mache Verstand und Herzen weit - und tröste, stärke und beflügele uns jetzt, damit wir nachher mit frischen Kräften in die neue Woche gehen können.
Das bitten wir dich, Gott, durch Jesus Christus, unseren Freund und Bruder. Amen.
Gott,
wir danken dir dafür, dass wir jetzt hier zusammen sind und darauf vertrauen können, dass du mitten unter uns bist. Alles, was uns am heutigen morgen durch den Kopf geht, was uns froh macht oder auch traurig, ist in deiner Nähe gut aufgehoben. Wenn du da bist, Gott, dann ist das Schöne noch schöner und das Schwere nicht ganz so schwer. -
Gott, wir werden uns in diesem Gottesdienst Gedanken machen über das beten.
Da gibt es für manche vielleicht immer wieder die eine oder andere Frage. Z.B.:
Wie soll ich eigentlich beten?
Darf ich Gott meine Bitten und meine Dankbarkeit in allen Einzelheiten schildern - oder beschränke ich mich auf das Nötigste, weil Gott doch sowieso alles von mir weiß?
Und zu wem bete ich eigentlich? Führe ich meine Zweisprache mit einem großen, mächtigen Gott, der aber vielleicht weit weg erscheint - oder mit einem Gott auf Augenhöhe, den ich mich traue, Freund und Bruder zu nennen?
Gott, wir bitten dich:
Gib uns nun kluge Gedanken, mache Verstand und Herzen weit - und tröste, stärke und beflügele uns jetzt, damit wir nachher mit frischen Kräften in die neue Woche gehen können.
Das bitten wir dich, Gott, durch Jesus Christus, unseren Freund und Bruder. Amen.
Ansprache Pfarrer Jochen-M. Spengler
Text zur Ansprache zum Mit-/Nachlesen:
Predigt
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!
Am 24. Oktober 1963 bricht ein Klärteich nahe der Eisengrube von Lengede ein und die Schächte werden von Wassermassen geflutet.
Im Inneren der Eisengrube befinden sich Bergleute.
Die, die sich noch retten können, flüchten in einen so genannten Alten Mann, eine stillgelegte Förderstrecke ohne Stützen.
Vierzehn Tage lang geht es dort für die elf Kumpel ums. nackte Überleben.
Schließlich gelingt es mit einer dramatischen Rettungsaktion das Leben dieser Menschen zu retten. -
Liebe Gemeinde,
die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an dieses schreckliche Grubenunglück, bei dem neunundzwanzig Menschen ums Leben kamen, und haben die Ereignisse damals im Radio oder Fernsehen verfolgt.
Ich selbst war 1963 gerade einmal drei Jahre alt und zu klein, um mich schon für das Zeitgeschehen außerhalb meiner Familie zu interessieren.
Als aber im Jahr 2003 ein Film entstand mit dem Titel „Das Wunder von Lengede“, der dann schließlich auch als Zweiteiler im Fernsehen gezeigt wurde, habe auch ich erfahren, was damals geschehen ist.
Ich habe den Film, wenn ich mich nicht irre, ein einziges Mal in meinem Leben gesehen, und dennoch meine ich, mich an viele Szenen erinnern zu können.
Und das Gefühl, das sich in mir ausgebreitet hat, während ich den Film gesehen habe, entsteht auch heute noch, wenn ich nur den Ortsnamen „Lengede“ höre, einer kleinen Stadt im Landkreis Peine in Niedersachsen.
Und dieses Gefühl ist: Bestürzung über das schreckliche Unglück, Leiden mit den Menschen, die ein Familienmitglied bei der Katastrophe verloren haben, Mitzittern mit denen, die noch zwei Wochen hoffen dürfen - und jubeln, vielleicht sogar mit Tränen in den Augen, mit denen, die sich über das Wunder einer Rettung freuen dürfen.
Eine Szene aus dem Film hat sich mir unauslöschlich in die Seele gebrannt, liebe Gemeinde:
Sie spielt in der Kirche von Lengede. Dort haben sich die Angehörigen der Bergleute zum Gottesdienst versammelt. Manche sind todtraurig, weil sie bereits wissen, dass ihnen das Unglück einen geliebten Menschen genommen hat.
Andere sind angespannt, brutal angespannt, denn sie dürfen noch hoffen.
Was der Pfarrer in diesem Gottesdienst des Filmes gesagt hat, das weiß ich nicht mehr, liebe Gemeinde.
Sicher waren es wohlüberlegte Worte, die die trauernden Menschen trösten- und die noch hoffnungsvollen in ihrer Hoffnung in Gottes Namen bestärken sollten.
Und dann fing irgendeiner in der Kirche an, diese fast zweitausend Jahre alten Worte zu sprechen, die wir alle kennen, liebe Gemeinde:
„Vaterunser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.“
Und immer mehr Menschen in der Kirche fingen an mitzusprechen:
„Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Und am Ende waren es fast alle, die mit lauter Stimme mitbeteten: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Das war in diesem Film - und für mich! - ein ganz und gar heiliger Moment, in dem mein Herz tief ergriffen gefühlt und auch verstanden hat, dass Gott groß ist, sehr groß - mächtig, sehr mächtig - und unendlich liebevoll, so dass selbst das größte Unglück, dass in einem Menschenleben passieren kann, dagegen klein erscheinen muss.
Und für Augenblicke ging es auch den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern aus dem Film in der Kirche in Lengede wohl so, denn Menschen, die sich zum Teil eigentlich gar nicht so nahestanden, nahmen sich an den Händen.
Und da spielte es keine Rolle, ob sie bereits in tiefer Trauer oder in banger Hoffnung waren. -
Was ist das nur für ein Gebet, liebe Gemeinde, das so ein Gewicht hat, so eine heilsame Wucht, möchte ich fast sagen - und ein Gebet, das durch zwei Jahrtausende in hunderten von Sprachen gebetet, geflüstert oder vielleicht fast geschrien worden ist, auch wenn diese Schreie meistens stumm waren.
Was ist das für ein Gebet, das auch heute noch viele Menschen auswendig kennen und inbrünstig beten - sogar wenn sie nicht an Gott glauben können! Was für ein Gebet, liebe Gemeinde! -
Wir werden es uns jetzt gleich etwas näher anschauen, dieses Gebet, das Vaterunser, und ich werde versuchen, das eine oder andere zu erklären.
Was ich sicher nicht abschließend klären kann - das kann ich jetzt schon vorwegnehmen - ist, warum und wie die Worte des Vaterunsers tatsächlich ein zitterndes Herz beruhigen und Tränen abwischen kann.
Das kann es eben, weil Gott das so möchte. -
Ich komme zum Predigttext für den heutigen Sonntag.
Es ist ein Text aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 6, die Verse 5 bis 15. Und da steht:
[Text: Mt 6,5-15]
Jesus spricht:
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Dieser Abschnitt stammt aus der wohl berühmtesten Ansprache, die es in der christlichen Welt gibt, nämlich aus der sogenannten Bergpredigt.
In dieser Predigt äußert sich Jesus zu vielen ganz grundsätzlichen Fragen, die sich für diejenigen stellen, die ihr Leben in einer Beziehung zu Gott führen wollen.
Eine dieser Fragen heißt: Wie sollen wir denn beten?
Und Jesus gibt mit unserem Predigttext die Antwort darauf.
Sind Sie mit seiner Antwort zufrieden, liebe Gemeinde, sind für Sie mit der Stellungnahme Jesu alle Unklarheiten im Blick auf das Beten und Ihr persönliches Gebet beseitigt? -
Ich für meine Person kann sagen, dass ich Jesus sehr dankbar bin für seine Verkündigung in Sachen Gebet.
Und glücklich bin ich darüber, dass er uns das Vaterunser geschenkt hat, denn das ist ein starkes, ein kraftvolles Gebet, dass mir in meinem Leben schon oft den Rücken gestärkt und meinen Herzschlag beruhigt hat.
Und dennoch habe ich ein paar kritische Einwände zu Jesu Predigt vom Beten habe:
An zwei Stellen traue ich mich, dem Text zu widersprechen, den uns der Evangelist Matthäus über die Bergpredigt im Abschnitt übers Beten liefert. Und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Jesus das tatsächlich so gepredigt haben könnte.
Zum einen geht es um die Frage, ob man tatsächlich nicht viele Worte machen soll beim Beten, um damit dann auch die Erhörungsgewissheit zu steigern, wie es im Text heißt.
Ich finde, man darf und soll ruhig so viele Worte an Gott richten, wie aus unserem Herz kommen.
Und wenn das Herz eine Bitte mehrfach wiederholt, zeigt es doch, wie wichtig ihm ein Anliegen ist.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Gott ein solches Gebet lästig ist - oder gar ein Mensch, der so betet.
Natürlich weiß Gott, bevor wir unsere Hände falten bereits, was uns bewegt - aber er weiß sicher auch, dass es uns gut tut, ihm unser Herz auszuschütten.
Wer seine Zwiesprache mit Gott auf kurze Informationen beschränken möchte, der kann das gerne tun. Ich jedenfalls vertraue darauf, dass Gott mir mit Engelsgeduld zuhört, wenn ich Glück und Leid mit ihm teile! -
Und in einem weiteren Punkt möchte ich ebenfalls kritisch nachfragen:
Sollte es wirklich so sein, dass Gott nur dem vergibt, der auch selber vergeben kann?
Ist meine Vergebungsbereitschaft wirklich eine Voraussetzung, eine Bedingung dafür, dass Gott mir gnädig ist und mir großzügig und liebevoll meine Schuld vergibt?
Ich kann mir das nicht vorstellen.
So wie Gott in meinem Glauben uns Menschenkinder bedingungslos liebt, so vergibt er uns auch bedingungslos, wenn wir ihn ernsthaft darum bitten.
Deshalb verstehe ich den Hinweis auf unsere Vergebungsbereitschaft auch nicht als Bedingung sondern als gutgemeinten Ratschlag, den Jesus uns Menschen gibt:
„Vergebt einander - so wie Gott euch vergibt!“ höre ich ihn sagen, „denn wenn du einem anderen Menschen vergibst, wird auch deine eigene Seele aufatmen!
Dabei geht es aber nicht um leichtfertige Vergebung oder gratis Absolutionen um des lieben Friedens willen, sondern Vergebung zwischen Menschen - und zwischen Gott und Mensch - ist immer etwas Gravierendes, dass großen Ernst und mutige Ehrlichkeit erfordert.“
In diesem Sinne, liebe Gemeinde, verstehe ich den letzten Abschnitt unseres Predigttextes, der mir wörtlich genommen nicht hineinpasst in mein Bild von einem weitherzigen Gott, der uns liebt, weil er uns liebt und nicht, weil wir ihm Anlass dazu gäben - und der uns vergibt, weil er uns vergibt, und nicht, weil wir dafür Bedingungen zu erfüllen hätten. -
So, und nun noch ein paar Gedanken zum eigentlichen Text des Vaterunsers:
In der Mitte des Gebetstextes stehen die drei Bitten dieses Gebets.
Erste Bitte: Unser tägliches Brot gib uns heute.
Zweite: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und die dritte Bitte lautet: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Diese drei Bitten kümmern sich um unsere leibliche und seelische Gesundheit, liebe Gemeinde, wobei bei dem täglichen Brot nicht erst heutzutage an viel mehr zu denken ist als an Nahrung und Speise, wie einen Laib Brot.
Gemeint ist alles, was für uns so wichtig ist wie das tägliche Brot.
Was das jeweils ist, müssen Menschen für sich selbst entscheiden. Aber einiges gehört wohl bei allen dazu:
Liebe, Familie, Freundinnen und Freunde, ein Zuhause, ein Sinn im Leben, für den es sich zu arbeiten und zu kämpfen lohnt - und sicher auch Interessen und Vorlieben, mit denen sich Freizeit gestalten und schmücken lässt.
All das ist so wichtig wie das tägliche Brot.
Über die zweite Bitte, in der es um Vergebung geht, habe ich vorhin schon das gesagt, was es für mich dazu zu sagen gibt: Vergebung lässt eine Seele aufatmen, und zwar sowohl die Vergebung, die ich erfahre als auch die, die ich gewähre. -
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, lautet die dritte Bitte, liebe Gemeinde.
Ich gehe nicht davon aus, dass es Gott ist, der uns, der mich in Versuchung führt, sondern es ist die Versuchung, die mich versucht - oder besser gesagt:
von der ich mich versuchen lasse!
Und manch einer gerät in verhängnisvolle Abhängigkeit von Versuchungen und wird krank an Leib und Seele.
In einem solchen Zusammenhang geht es bald schon nicht mehr um die Frage, ob jemand damit Schuld auf sich lädt, sondern darum, dass er aus dem Teufelskreis einer wie auch immer gearteten Sucht erlöst wird.
Eric Clapton, der weltbekannte Bluesgitarrist ist am Ende einer der vielen Suchttherapien in seinem Zimmer am Entlassungstag auf die Knie gefallen und hat zu Gott gefleht: Erlöse du mich, in deine Hände lege ich mein Leben - hilf du mir, dass ich jetzt nicht mehr abhängig werde.
Und mit Gott an seiner Seite hat er es dann tatsächlich geschafft, liebe Gemeinde. -
Die drei Bitten des Vaterunsers sind für mein Leben von elementarer Bedeutung, aber sie würden nicht eine so große Kraft in sich tragen, wenn sie nicht gerahmt würden von einem Bekenntnis, das dem gesamten Vaterunser seine Größe und Tiefe gibt.
Im Rahmen wird beschrieben, an wen ich mich mit meinen Bitten wende - und das ist in dem Fall des Vaterunsers nicht der „Freund und Bruder“ an den ich mich vertrauensvoll und fast auf gleicher Augenhöhe wende, sondern es ist ein großer Gott, ein ganz großer und mächtiger Gott!
Der ist zwar auch weit weg, im Himmel, aber ihm traue ich zu, dass er die Macht hat mein Schicksal zu bestimmen.
Seinen Namen heilige ich, und wenn ich zu ihm bete, dann knie ich dabei in Gedanken nieder vor ihm - auch wenn ich stehe, sitze oder liege.
In die Hände dieses Gottes begebe ich mich beim Vaterunser ganz und gar, wenn ich bete und bitte:
Dein Wille geschehe!
In den Situationen meines Lebens, in denen an die Stelle von Kontrolliertheit und Selbstbeherrschung Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit getreten waren, liebe Gemeinde, war es für mich fast lebensrettend, wenn ich meine Stimme sagen hören konnte: Dein Wille geschehe!
Ich gebe alles ab in deine Hände, mächtiger Gott.
Du wirst es richtig für mich machen.
Denn du bist Herrscher des Himmels und der Erde, und du bist viel größer als alle Probleme, die Menschen haben können und auch größer und stärker als alle Not und alles Leid hier auf Erden.
Vielleicht war es dieses Gefühl, das die Betenden in der Kirche von Lengede damals bei dem Grubenunglück beruhigt hat in ihrer Trauer und in ihrer großen Anspannung:
Gott ist da.
Ein großer mächtiger Gott, der für uns da ist - egal was geschieht. Sein Wille geschehe - und wir werden die Zukunft aus den Händen dieses Gottes nehmen, so wie er sie will.
Liebe Gemeinde,
Sie alle haben Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Vaterunser.
Ich für meinen Teil kann nur sagen:
Neben all meinen Gebeten, in denen ich zu Gott oder Jesus als einem Freund und Bruder wende, weil ich mich nach Nähe sehne, ist das Vaterunser für mich das Gebet schlechthin.
In diesem Gebet knie ich demütig vor meinem großen Gott nieder und lege mein Schicksal in seine Hände - und gebe für einen Augenblick die Verantwortung für mein Leben und was darin geschieht vollständig ab.
Und besonders schön und bewegend ist es für mich, wenn ich in einem Gottesdienst oder bei einer Trauerfeier gemeinsam mit einer Gemeinde dieses Gebet bete.
Und wenn wir uns dabei an den Händen nehmen, was ja gegenwärtig nicht möglich ist, dann wird für mich aus unserer Gebetsgemeinschaft eine Kraftquelle, aus der ich mit vollen Zügen trinke. Und das werde ich auch heute tun, auch wenn wir uns nur in Gedanken die Hände geben, liebe Gemeinde. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Predigt
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!
Am 24. Oktober 1963 bricht ein Klärteich nahe der Eisengrube von Lengede ein und die Schächte werden von Wassermassen geflutet.
Im Inneren der Eisengrube befinden sich Bergleute.
Die, die sich noch retten können, flüchten in einen so genannten Alten Mann, eine stillgelegte Förderstrecke ohne Stützen.
Vierzehn Tage lang geht es dort für die elf Kumpel ums. nackte Überleben.
Schließlich gelingt es mit einer dramatischen Rettungsaktion das Leben dieser Menschen zu retten. -
Liebe Gemeinde,
die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an dieses schreckliche Grubenunglück, bei dem neunundzwanzig Menschen ums Leben kamen, und haben die Ereignisse damals im Radio oder Fernsehen verfolgt.
Ich selbst war 1963 gerade einmal drei Jahre alt und zu klein, um mich schon für das Zeitgeschehen außerhalb meiner Familie zu interessieren.
Als aber im Jahr 2003 ein Film entstand mit dem Titel „Das Wunder von Lengede“, der dann schließlich auch als Zweiteiler im Fernsehen gezeigt wurde, habe auch ich erfahren, was damals geschehen ist.
Ich habe den Film, wenn ich mich nicht irre, ein einziges Mal in meinem Leben gesehen, und dennoch meine ich, mich an viele Szenen erinnern zu können.
Und das Gefühl, das sich in mir ausgebreitet hat, während ich den Film gesehen habe, entsteht auch heute noch, wenn ich nur den Ortsnamen „Lengede“ höre, einer kleinen Stadt im Landkreis Peine in Niedersachsen.
Und dieses Gefühl ist: Bestürzung über das schreckliche Unglück, Leiden mit den Menschen, die ein Familienmitglied bei der Katastrophe verloren haben, Mitzittern mit denen, die noch zwei Wochen hoffen dürfen - und jubeln, vielleicht sogar mit Tränen in den Augen, mit denen, die sich über das Wunder einer Rettung freuen dürfen.
Eine Szene aus dem Film hat sich mir unauslöschlich in die Seele gebrannt, liebe Gemeinde:
Sie spielt in der Kirche von Lengede. Dort haben sich die Angehörigen der Bergleute zum Gottesdienst versammelt. Manche sind todtraurig, weil sie bereits wissen, dass ihnen das Unglück einen geliebten Menschen genommen hat.
Andere sind angespannt, brutal angespannt, denn sie dürfen noch hoffen.
Was der Pfarrer in diesem Gottesdienst des Filmes gesagt hat, das weiß ich nicht mehr, liebe Gemeinde.
Sicher waren es wohlüberlegte Worte, die die trauernden Menschen trösten- und die noch hoffnungsvollen in ihrer Hoffnung in Gottes Namen bestärken sollten.
Und dann fing irgendeiner in der Kirche an, diese fast zweitausend Jahre alten Worte zu sprechen, die wir alle kennen, liebe Gemeinde:
„Vaterunser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.“
Und immer mehr Menschen in der Kirche fingen an mitzusprechen:
„Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Und am Ende waren es fast alle, die mit lauter Stimme mitbeteten: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Das war in diesem Film - und für mich! - ein ganz und gar heiliger Moment, in dem mein Herz tief ergriffen gefühlt und auch verstanden hat, dass Gott groß ist, sehr groß - mächtig, sehr mächtig - und unendlich liebevoll, so dass selbst das größte Unglück, dass in einem Menschenleben passieren kann, dagegen klein erscheinen muss.
Und für Augenblicke ging es auch den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern aus dem Film in der Kirche in Lengede wohl so, denn Menschen, die sich zum Teil eigentlich gar nicht so nahestanden, nahmen sich an den Händen.
Und da spielte es keine Rolle, ob sie bereits in tiefer Trauer oder in banger Hoffnung waren. -
Was ist das nur für ein Gebet, liebe Gemeinde, das so ein Gewicht hat, so eine heilsame Wucht, möchte ich fast sagen - und ein Gebet, das durch zwei Jahrtausende in hunderten von Sprachen gebetet, geflüstert oder vielleicht fast geschrien worden ist, auch wenn diese Schreie meistens stumm waren.
Was ist das für ein Gebet, das auch heute noch viele Menschen auswendig kennen und inbrünstig beten - sogar wenn sie nicht an Gott glauben können! Was für ein Gebet, liebe Gemeinde! -
Wir werden es uns jetzt gleich etwas näher anschauen, dieses Gebet, das Vaterunser, und ich werde versuchen, das eine oder andere zu erklären.
Was ich sicher nicht abschließend klären kann - das kann ich jetzt schon vorwegnehmen - ist, warum und wie die Worte des Vaterunsers tatsächlich ein zitterndes Herz beruhigen und Tränen abwischen kann.
Das kann es eben, weil Gott das so möchte. -
Ich komme zum Predigttext für den heutigen Sonntag.
Es ist ein Text aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 6, die Verse 5 bis 15. Und da steht:
[Text: Mt 6,5-15]
Jesus spricht:
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Dieser Abschnitt stammt aus der wohl berühmtesten Ansprache, die es in der christlichen Welt gibt, nämlich aus der sogenannten Bergpredigt.
In dieser Predigt äußert sich Jesus zu vielen ganz grundsätzlichen Fragen, die sich für diejenigen stellen, die ihr Leben in einer Beziehung zu Gott führen wollen.
Eine dieser Fragen heißt: Wie sollen wir denn beten?
Und Jesus gibt mit unserem Predigttext die Antwort darauf.
Sind Sie mit seiner Antwort zufrieden, liebe Gemeinde, sind für Sie mit der Stellungnahme Jesu alle Unklarheiten im Blick auf das Beten und Ihr persönliches Gebet beseitigt? -
Ich für meine Person kann sagen, dass ich Jesus sehr dankbar bin für seine Verkündigung in Sachen Gebet.
Und glücklich bin ich darüber, dass er uns das Vaterunser geschenkt hat, denn das ist ein starkes, ein kraftvolles Gebet, dass mir in meinem Leben schon oft den Rücken gestärkt und meinen Herzschlag beruhigt hat.
Und dennoch habe ich ein paar kritische Einwände zu Jesu Predigt vom Beten habe:
An zwei Stellen traue ich mich, dem Text zu widersprechen, den uns der Evangelist Matthäus über die Bergpredigt im Abschnitt übers Beten liefert. Und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Jesus das tatsächlich so gepredigt haben könnte.
Zum einen geht es um die Frage, ob man tatsächlich nicht viele Worte machen soll beim Beten, um damit dann auch die Erhörungsgewissheit zu steigern, wie es im Text heißt.
Ich finde, man darf und soll ruhig so viele Worte an Gott richten, wie aus unserem Herz kommen.
Und wenn das Herz eine Bitte mehrfach wiederholt, zeigt es doch, wie wichtig ihm ein Anliegen ist.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Gott ein solches Gebet lästig ist - oder gar ein Mensch, der so betet.
Natürlich weiß Gott, bevor wir unsere Hände falten bereits, was uns bewegt - aber er weiß sicher auch, dass es uns gut tut, ihm unser Herz auszuschütten.
Wer seine Zwiesprache mit Gott auf kurze Informationen beschränken möchte, der kann das gerne tun. Ich jedenfalls vertraue darauf, dass Gott mir mit Engelsgeduld zuhört, wenn ich Glück und Leid mit ihm teile! -
Und in einem weiteren Punkt möchte ich ebenfalls kritisch nachfragen:
Sollte es wirklich so sein, dass Gott nur dem vergibt, der auch selber vergeben kann?
Ist meine Vergebungsbereitschaft wirklich eine Voraussetzung, eine Bedingung dafür, dass Gott mir gnädig ist und mir großzügig und liebevoll meine Schuld vergibt?
Ich kann mir das nicht vorstellen.
So wie Gott in meinem Glauben uns Menschenkinder bedingungslos liebt, so vergibt er uns auch bedingungslos, wenn wir ihn ernsthaft darum bitten.
Deshalb verstehe ich den Hinweis auf unsere Vergebungsbereitschaft auch nicht als Bedingung sondern als gutgemeinten Ratschlag, den Jesus uns Menschen gibt:
„Vergebt einander - so wie Gott euch vergibt!“ höre ich ihn sagen, „denn wenn du einem anderen Menschen vergibst, wird auch deine eigene Seele aufatmen!
Dabei geht es aber nicht um leichtfertige Vergebung oder gratis Absolutionen um des lieben Friedens willen, sondern Vergebung zwischen Menschen - und zwischen Gott und Mensch - ist immer etwas Gravierendes, dass großen Ernst und mutige Ehrlichkeit erfordert.“
In diesem Sinne, liebe Gemeinde, verstehe ich den letzten Abschnitt unseres Predigttextes, der mir wörtlich genommen nicht hineinpasst in mein Bild von einem weitherzigen Gott, der uns liebt, weil er uns liebt und nicht, weil wir ihm Anlass dazu gäben - und der uns vergibt, weil er uns vergibt, und nicht, weil wir dafür Bedingungen zu erfüllen hätten. -
So, und nun noch ein paar Gedanken zum eigentlichen Text des Vaterunsers:
In der Mitte des Gebetstextes stehen die drei Bitten dieses Gebets.
Erste Bitte: Unser tägliches Brot gib uns heute.
Zweite: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und die dritte Bitte lautet: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Diese drei Bitten kümmern sich um unsere leibliche und seelische Gesundheit, liebe Gemeinde, wobei bei dem täglichen Brot nicht erst heutzutage an viel mehr zu denken ist als an Nahrung und Speise, wie einen Laib Brot.
Gemeint ist alles, was für uns so wichtig ist wie das tägliche Brot.
Was das jeweils ist, müssen Menschen für sich selbst entscheiden. Aber einiges gehört wohl bei allen dazu:
Liebe, Familie, Freundinnen und Freunde, ein Zuhause, ein Sinn im Leben, für den es sich zu arbeiten und zu kämpfen lohnt - und sicher auch Interessen und Vorlieben, mit denen sich Freizeit gestalten und schmücken lässt.
All das ist so wichtig wie das tägliche Brot.
Über die zweite Bitte, in der es um Vergebung geht, habe ich vorhin schon das gesagt, was es für mich dazu zu sagen gibt: Vergebung lässt eine Seele aufatmen, und zwar sowohl die Vergebung, die ich erfahre als auch die, die ich gewähre. -
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, lautet die dritte Bitte, liebe Gemeinde.
Ich gehe nicht davon aus, dass es Gott ist, der uns, der mich in Versuchung führt, sondern es ist die Versuchung, die mich versucht - oder besser gesagt:
von der ich mich versuchen lasse!
Und manch einer gerät in verhängnisvolle Abhängigkeit von Versuchungen und wird krank an Leib und Seele.
In einem solchen Zusammenhang geht es bald schon nicht mehr um die Frage, ob jemand damit Schuld auf sich lädt, sondern darum, dass er aus dem Teufelskreis einer wie auch immer gearteten Sucht erlöst wird.
Eric Clapton, der weltbekannte Bluesgitarrist ist am Ende einer der vielen Suchttherapien in seinem Zimmer am Entlassungstag auf die Knie gefallen und hat zu Gott gefleht: Erlöse du mich, in deine Hände lege ich mein Leben - hilf du mir, dass ich jetzt nicht mehr abhängig werde.
Und mit Gott an seiner Seite hat er es dann tatsächlich geschafft, liebe Gemeinde. -
Die drei Bitten des Vaterunsers sind für mein Leben von elementarer Bedeutung, aber sie würden nicht eine so große Kraft in sich tragen, wenn sie nicht gerahmt würden von einem Bekenntnis, das dem gesamten Vaterunser seine Größe und Tiefe gibt.
Im Rahmen wird beschrieben, an wen ich mich mit meinen Bitten wende - und das ist in dem Fall des Vaterunsers nicht der „Freund und Bruder“ an den ich mich vertrauensvoll und fast auf gleicher Augenhöhe wende, sondern es ist ein großer Gott, ein ganz großer und mächtiger Gott!
Der ist zwar auch weit weg, im Himmel, aber ihm traue ich zu, dass er die Macht hat mein Schicksal zu bestimmen.
Seinen Namen heilige ich, und wenn ich zu ihm bete, dann knie ich dabei in Gedanken nieder vor ihm - auch wenn ich stehe, sitze oder liege.
In die Hände dieses Gottes begebe ich mich beim Vaterunser ganz und gar, wenn ich bete und bitte:
Dein Wille geschehe!
In den Situationen meines Lebens, in denen an die Stelle von Kontrolliertheit und Selbstbeherrschung Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit getreten waren, liebe Gemeinde, war es für mich fast lebensrettend, wenn ich meine Stimme sagen hören konnte: Dein Wille geschehe!
Ich gebe alles ab in deine Hände, mächtiger Gott.
Du wirst es richtig für mich machen.
Denn du bist Herrscher des Himmels und der Erde, und du bist viel größer als alle Probleme, die Menschen haben können und auch größer und stärker als alle Not und alles Leid hier auf Erden.
Vielleicht war es dieses Gefühl, das die Betenden in der Kirche von Lengede damals bei dem Grubenunglück beruhigt hat in ihrer Trauer und in ihrer großen Anspannung:
Gott ist da.
Ein großer mächtiger Gott, der für uns da ist - egal was geschieht. Sein Wille geschehe - und wir werden die Zukunft aus den Händen dieses Gottes nehmen, so wie er sie will.
Liebe Gemeinde,
Sie alle haben Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Vaterunser.
Ich für meinen Teil kann nur sagen:
Neben all meinen Gebeten, in denen ich zu Gott oder Jesus als einem Freund und Bruder wende, weil ich mich nach Nähe sehne, ist das Vaterunser für mich das Gebet schlechthin.
In diesem Gebet knie ich demütig vor meinem großen Gott nieder und lege mein Schicksal in seine Hände - und gebe für einen Augenblick die Verantwortung für mein Leben und was darin geschieht vollständig ab.
Und besonders schön und bewegend ist es für mich, wenn ich in einem Gottesdienst oder bei einer Trauerfeier gemeinsam mit einer Gemeinde dieses Gebet bete.
Und wenn wir uns dabei an den Händen nehmen, was ja gegenwärtig nicht möglich ist, dann wird für mich aus unserer Gebetsgemeinschaft eine Kraftquelle, aus der ich mit vollen Zügen trinke. Und das werde ich auch heute tun, auch wenn wir uns nur in Gedanken die Hände geben, liebe Gemeinde. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Lasst uns beten!
Gott,
du weißt alles von uns: Du kennst unsere Sorgen und Nöte - gerade auch jetzt in diesen bedrückenden Wochen - und du kennst auch unsere Freude und unsere Dankbarkeit, die wir dir gerne zeigen möchten.
Eigentlich müssten wir gar nicht viele Worte machen, und dennoch tut es so gut, mit dir zu sprechen und unser Herz auszuschütten.
Und so sagen wir dir heute, auch wenn du es ja schon weißt:
Wir danken dir dafür, dass du uns genügend Kraft gegeben hast, dass wir die letzten Wochen überstehen konnten.
Wir danken dir für alle Menschen, die sich mit unermüdlichem Einsatz um diejenigen gekümmert haben, die in große Not geraten sind.
Und wir danken dir dafür, dass du uns immer wieder deinen Geist der Hoffnung gegeben hast, der mit Zuversicht in die Zukunft blickt.
Wir bitten dich heute für uns alle:
Lass uns weiter geduldig bleiben können und lass uns die Unbequemlichkeiten dieser Zeit mit Gleichmut tragen.
Wir bitten dich für die Menschen, bei denen es um Leben und Tod geht: Lass sie deine Nähe spüren und durchdringe sie mit der Gewissheit, dass du bei ihnen bist und sie behütest - wo auch immer der Weg hinführt.
Und lass uns alle fröhlich davon ausgehen, dass die Türe zu deinem Himmel für uns weit offen steht - und du uns dort einst mit offenen Armen empfangen wirst.
In unserem stillen Gebet können wir dir, Gott, all das anvertrauen, was uns auf dem Herzen liegt...
Gott,
du weißt alles von uns: Du kennst unsere Sorgen und Nöte - gerade auch jetzt in diesen bedrückenden Wochen - und du kennst auch unsere Freude und unsere Dankbarkeit, die wir dir gerne zeigen möchten.
Eigentlich müssten wir gar nicht viele Worte machen, und dennoch tut es so gut, mit dir zu sprechen und unser Herz auszuschütten.
Und so sagen wir dir heute, auch wenn du es ja schon weißt:
Wir danken dir dafür, dass du uns genügend Kraft gegeben hast, dass wir die letzten Wochen überstehen konnten.
Wir danken dir für alle Menschen, die sich mit unermüdlichem Einsatz um diejenigen gekümmert haben, die in große Not geraten sind.
Und wir danken dir dafür, dass du uns immer wieder deinen Geist der Hoffnung gegeben hast, der mit Zuversicht in die Zukunft blickt.
Wir bitten dich heute für uns alle:
Lass uns weiter geduldig bleiben können und lass uns die Unbequemlichkeiten dieser Zeit mit Gleichmut tragen.
Wir bitten dich für die Menschen, bei denen es um Leben und Tod geht: Lass sie deine Nähe spüren und durchdringe sie mit der Gewissheit, dass du bei ihnen bist und sie behütest - wo auch immer der Weg hinführt.
Und lass uns alle fröhlich davon ausgehen, dass die Türe zu deinem Himmel für uns weit offen steht - und du uns dort einst mit offenen Armen empfangen wirst.
In unserem stillen Gebet können wir dir, Gott, all das anvertrauen, was uns auf dem Herzen liegt...
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
EG 171 - Bewahre uns Gott ...
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns auf unsern Wegen. / Sei Quelle und Brot in Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen, / sei Quelle und Brot in Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns in allem Leiden. / Voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten, / voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns vor allem Bösen. / Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen, / sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns durch deinen Segen. / Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen, / dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns in allem Leiden. / Voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten, / voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns vor allem Bösen. / Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen, / sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns durch deinen Segen. / Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen, / dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen.
Wir bitten um Gottes Segen!
Der Herr segne uns und behüte uns;
der Herr lasse helles, warmes Licht leuchten um uns und in uns;
der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns
und schenke uns seinen weihnachtlichen Frieden. Amen.
Der Herr segne uns und behüte uns;
der Herr lasse helles, warmes Licht leuchten um uns und in uns;
der Herr lasse leuchten sein Angesicht über uns
und schenke uns seinen weihnachtlichen Frieden. Amen.
Roby Facchinetti - Rinascero, Rinascerai