Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst am Totensonntag, den 22.11.2020
Parallel zum Live-Gottesdienst Kirche Buchschlag, 10 Uhr
von Pfarrer Jochen-M. Spengler
J.S. Bach, Oboenkonzert d moll
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie herzlich zum Gottesdienst, heute am Toten bzw. Ewigkeitssonntag.
Besonders herzlich begrüße ich all diejenigen, die im jetzt zu Ende gehenden Kirchenjahr Abschied nehmen mussten von einem vertrauten und geliebten Menschen.
Nicht nur die Coronazeit hat Ihnen, wie uns allen, den Weg durchs Jahr schwer gemacht, dazu kam noch die Trauer, die Ihnen das Herz schwer gemacht hat.
Ich wünsche mir sehr, dass Ihnen der heutige Gottesdienst zu einem Lichtstrahl werden kann in einer grauen und düsteren Zeit und die Farben wieder sichtbar macht, die Gott in unser Leben malt.
Einige Texte dieses sog. Hausgottesdienstes müssen Sie selber lesen, die Predigt aber, das Schlussgebet mit der Verlesung der Liste der Verstorbenen finden Sie als Audiodatei, die ich für Sie eingelesen habe.
Sie brauchen nur auf den entsprechenden Button zu klicken und an Ihrem Computer die Lautstärke hochdrehen (ich hoffe, Sie haben Lautsprecher an ihrem Computer oder Laptop).
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Hausgottesdienst und von Herzen alles Gute für die nächsten Tage und Wochen.
Ihr Pfarrer
Jochen-M. Spengler


Wir feiern unseren Gottesdienst:
Im Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens, die uns gibt, was wir zum Leben brauchen.
Im Namen Jesu Christi, unserem Freund und Bruder, durch den uns Gott etwas von seinem Wesen und seiner Liebe zu uns Menschen gezeigt hat.
Und im Namen des heiligen Geistes, einer Kraft, die uns in Gemeinschaft zusammenhält und an schönen Tagen so richtig glücklich macht - und an traurigen Tagen die Zuversicht nicht verlieren lässt. Amen.
Wir lesen Verse aus Psalm 71:

Gott, dir vertraue ich mich an, lass mich nicht Schaden nehmen an dem, was mir widerfährt.

Lass mich deine Liebe spüren und hilf mir heraus.

Lass mich fühlen, dass du mich hörst und mir helfen wirst.

Halte meinem Kummer und meinen Tränen stand, ich möchte mich an dich lehnen und Halt finden.

Du hast versprochen, dass du mir helfen willst, mir nahe sein willst und mich halten willst.

Darum setze ich meine Hoffnung auf dich, mein Gott.

Deine Liebe umspannt den Erdkreis, du rufst die Menschen ins Leben, du hältst und trägst sie - auch durch den Tod.

Unbegreiflich ist, was du tust.

Du lässt mich große Angst erfahren, Gott, aber du rufst mich wieder zurück ins Leben.

Du holst mich aus der Tiefe und richtest mich auf und tröstest mich wieder.
Lasst uns beten!

Gott, zu dir können wir kommen mit allem, was uns bewegt, was uns bedrückt - und können dir auch ganz offen anvertrauen, welche Fehler wir gemacht haben.
Vielleicht ist es so, dass wir im zu Ende gehenden Jahr einen Menschen verloren haben, und es war zuletzt keine Gelegenheit mehr, sich auszusprechen.
So gerne würde manch einer oder eine von uns das noch nachholen und zu diesem geliebten Menschen sagen: Das finde ich wunderbar an Dir, ich bitte Dich um Vergebung für das, was ich falsch an Dir gemacht oder versäumt habe, ich verzeihe Dir.
Und: Ich danke Dir dafür, dass Du es warst, mit dem ich so lange auf einem gemeinsamen Weg war. -
Gott, wir bitten dich: Nimm all das, was wir noch zu sagen haben, zu dir, zeige uns, wo die Brücken sind zwischen Tod und Leben, Vergangenheit und Gegenwart - und:
Vergib uns unsere Schuld.
Amen.

Der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland.
Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein,
er wird dir vergeben in seiner Liebe.
Amen.

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag."


Mit diesen Worten Dietrich Bonhoeffers, liebe Gemeinde, tröste ich meine Seele, wenn sie untröstlich ist.
Und untröstlich ist meine Seele dann, wenn sie keinen einzigen Gedanken mehr finden kann in Kopf oder Herz, der ihr weiterhilft in ihrer Not:
keinen Gedanken, der in der Lage wäre, etwas Trauriges verständlich zu machen;
keinen Gedanken, der ein überzeugendes Argument dafür liefern könnte, dass irgendetwas besser würde;
und auch keinen Gedanken, mit dem ich eine blutende Wunde in meiner Seele wenigstens notdürftig verbinden könnte, um durch die nächsten Stunden und Tage zu kommen. -
Wenn mein Verstand sprachlos ist vor Schmerz und mein Herz tieftraurig schweigt, dann gibt es für mich seit vielen Jahren eigentlich nur eine Rettung:
Ich spreche - oder singe - diese Verse Bonhoeffers, die Gott in mein Leben geschenkt hat:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen…“
Zuerst ist das meistens nicht mehr als etwas Mechanisches, etwas, das ich tue, weil ich sonst nichts Anderes mehr kann.
Ich krame in meinem Gedächtnis den Text hervor und fordere meine Stimme auf, den Worten Klang zu geben.
Wenn ich dann beginne, kommt mir meine Stimme erst einmal fremd und brüchig vor - und das ist sie auch, denn auch sie ist ja ein Spiegel meiner Seele.
Aber ich mache weiter.
Ich erinnere mich nämlich daran, dass sich in meiner Seele eine Türe öffnet, wenn ich nur nicht aufgebe, eine Türe, durch die Gott als mein Tröster zu mir kommen kann.
„Erwarten wir getrost, was kommen mag.“
Immer wieder spreche ich die Zeilen des Bonhoeffertextes und merke, wie meine Stimme mit der Zeit fester wird.
Und wenn ich meine Gitarre zur Hand nehme und anfange zu singen, dann kann ich spüren, wie mein Atmen wieder selbstverständlicher wird und mein Herzschlag ruhiger.
„Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Gott ist bei uns, Gott ist bei mir!, malt das Lied in den Abend meiner Seele.
Und irgendwann fangen die Buchstaben des Textes an farbig zu werden - rot, gelb, grün, blau - und meine Seele beginnt zu ahnen, dass das Leben wieder nach ihr greifen wird und ihr ein neuer Morgen versprochen ist.
Ein Morgen, an dem sie nicht mehr allein sein wird und ohne Trost, sondern ein Tagesbeginn, an dem Gott als mein Freund ganz in meiner Nähe die gute Macht ist, die meiner Seele Wärme, Geborgenheit und auch wieder Zukunft schenkt. -
Dieses wunderbare Lied von Dietrich Bonhoeffer hat mir schon in manchen bedrückenden Situationen meines Lebens geholfen, liebe Gemeinde, und dafür bin ich Gott dankbar. -
Natürlich ist es nicht so, dass die Botschaft des Liedes in einem Menschen einen Schmerz einfach so abschalten könnte und eine Wunde heilen - zumindest bei mir ist ein solches Wunder bisher ausgeblieben.
Aber das Sprechen oder Singen des Liedes rücken Gott wieder näher an mich heran und lassen ihn schließlich in meine Seele hinein - in mein Innerstes, in das ich mich zurückgezogen- und hinter mir abgeschlossen habe.
Und dort entfaltet Gott eine Kraft, zu der ich alleine nicht imstande bin, eine Kraft, die mich Leid aushalten lässt - solange, bis die Zeit genug Zeit gehabt hat, eine Wunde zu heilen und meine Seele zu trösten. -
Liebe Gemeinde, ich komme zum Predigttext für den heutigen Sonntag, den Totensonntag.
Ein Jahr ist es her, seit wir den letzten Totensonntag begangen haben, ein Jahr, in dem jeder und jede von uns „mitten in unserem Leben vom Tod umfangen“ waren.
Manche hat es in dieser Hinsicht hart, vielleicht sogar brutal getroffen, weil der Tod ihr oder ihm einen geliebten Menschen weggerissen hat.
Andere mussten nur die Rufe des Todes hören, wenn er in der Nähe unterwegs war, wenn eigene Krankheiten große Sorgen machten oder auch Bilder von Sterbenden das Herz aufschreckten - dabei denke ich auch an die Berichterstattungen von den vielen Menschen, die ihr Leben in diesen bedrückenden Coronazeiten verloren haben ob in Bergamo, in New York oder anderswo auf unserer Welt.
Die Rufe des Todes, der Endlichkeit und Vergänglichkeit, liebe Gemeinde, sind im Leben von uns Menschen unüberhörbar, selbst wenn zumindest ich mir gelegentlich noch so fest die Ohren zuhalte. Und diese Rufe beängstigen mich.
Dabei weiß ich doch: Das Leben ist stärker als der Tod, weil es ewig atmet - und der Tod kommt auch nicht immer als Feind des Lebens sondern manchmal auch als Freund, der ein verlöschendes Leben in Gottes Hand legt, damit er sein Menschenkind neu erschaffe und leuchten lasse.
Schauen wir uns nun gemeinsam an, was der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther über Tod und Auferstehung zu sagen hat.
Ich lese aus dem 15. Kapitel, das in Gänze dem Thema Auferstehung gewidmet ist, die Verse 35 bis 38 und 42 bis 44a.
Und da steht:

[Text: 1Kor 15,35-38.42-44a]
Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen?
Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt.
Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem.
Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib.
So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.
Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.
Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.

Liebe Gemeinde,
wenn ich diese Zeilen des Apostels Paulus an seine Gemeinde in Korinth lese, ist mein erster Reflex - Sie mögen mir das bitte verzeihen - dass Paulus nicht gerade ein gefällig formulierender Schriftsteller und Poet gewesen ist.
Sonst hätte er diesen Abschnitt vielleicht anders geschrieben: etwas einfühlsamer, etwas anschaulicher - seelsorgerlicher.
Denn schließlich müsste er doch wissen, dass es um ein ganz wichtiges Thema geht, etwas Elementares - etwas, das die Gemeindeglieder in Korinth zutiefst bewegt.
Es ist die Frage nach der Auferstehung, nach dem Ob und dem Wie eines Lebens nach dem Tod.
Paulus ist aber mehr Wissenschaftler und Theologe als Schriftsteller. Als griechisch gebildeter Jude und gesetzestreuer Pharisäer hatte er zunächst die Mitglieder der jungen christlichen Gemeinde in Israel unbarmherzig verfolgt. Dann hatte er das sog. Damaskuserlebnis, bei dem Gott ihm die Augen öffnete für die frohe Botschaft Jesu Christi und ihn zum Missionar machte.
Er war ein erfolgreicher Missionar, das wissen wir, liebe Gemeinde, der im Mittelmeerraum viele Gemeinden gründete.
Eine eindrucksvolle Ausstrahlung dürfte er - nach seinen eigenen Angaben - aber nicht gehabt haben. Er gewann seine Gemeindeglieder offensichtlich mehr durch Beharrlichkeit und theologische Überzeugungskraft als durch Charisma.
Vielleicht ist ihm das auch mit Thema Auferstehung gelungen, auch wenn seine Ausführungen in unserem Briefabschnitt auf mich eher schematisch und hölzern wirken.
Eine seelsorgerliche Predigt zum Thema Tod und ewiges Leben ist das nach meiner Ansicht jedenfalls nicht.
Aber schauen wir uns die Textaussagen einmal genauer an:
Paulus beginnt mit einer Frage, die wohl die meisten Menschen interessieren dürfte, nämlich:
Wie werde ich sein, wenn ich auferstanden bin?
Gibt es eine leibliche Auferstehung, bei der nach meinem irdischen Ende mein Körper sozusagen rekonstruiert wird und fortan in vollkommener Zeitlosigkeit lebt und lebt und lebt?
Oder wird nur meine Seele fortexistieren, meine Persönlichkeit, das, was mich unverwechselbar und wertvoll gemacht hat?
Auf diese Fragen wollten die Korinther offensichtlich eine Antwort von Paulus - und ich unterstelle einfach einmal, dass der eine oder die andere von ihnen sich insgeheim wünschte, dass Paulus ihnen Hoffnung auf eine leibliche Auferstehung machen würde. Warum unterstelle ich das, liebe Gemeinde?
Weil die leibliche Auferstehung eben etwas ist, mit der eine menschliche Vorstellungskraft nicht vollkommen überfordert wäre.
So etwas kann auch ich mir vorstellen und ausmalen - und für mich jedenfalls ist diese Vision eine schöne und tröstliche!
Paulus brüskiert einen Menschen, der in dieser Richtung denkt und hofft - und nennt ihn Narr.
Auch wenn ich mich damit ebenfalls als Narr angesprochen fühle, nehme ich Paulus diese kleine Ohrfeige nicht übel.
Vielleicht will er Träumerinnen und Träumer nur wachrütteln, vielleicht erlösen von unrealistischen Hoffnungen - und öffnen für seine theologische Argumentation in Sachen Auferstehung.
Dabei will er so logisch vorgehen, wie es nur geht, und beginnt mit einem Beispiel aus der Biologie, mit etwas, das im Erfahrungshorizont seiner Gemeinde verankert gewesen sein dürfte: das Sähen und das Aufgehen von Saatgut.
Allerdings geht er dabei von antikbiologischen und heutzutage als irrig entlarvten Vorstellung aus, dass ein Saatkorn im Boden stirbt, damit eine neue und lebendige Pflanze entstehen kann.
Wir wissen aber, liebe Gemeinde: So ist das nicht. Sondern aus dem Samen, aus dem Saatkorn, entsteht ein Keimling und daraus schließlich die Pflanze. All das geschieht durch Energie von Licht und Wasser - und am besten auch Luft und Liebe - und durch Zellteilung, wenn ich mich da richtig erinnere.
Wenn ein Saatkorn im Boden stirbt, dann gibt es keine Pflanze.
Hätte Paulus das gewusst, hätte er einen anderen Vergleich gewählt.
Und hätte er schon gewusst, dass ein Same Erbinformationen in sich trägt, die schließlich sein Aussehen bestimmen, hätte er Gott an dieser Stelle nicht ins Spiel gebracht.
Das zweifelhafte Beispiel aus der Biologie dient Paulus aber ja auch nur als Anlauf für seine theologische These, und die lautet:
„Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.“
Übrigens: Auch in dieser Hinsicht hinkt der Vergleich zwischen Weizenkorn und Mensch, denn ein Weizenkorn, das zum Weizen geworden ist, ist ja danach weiterhin der Vergänglichkeit unterworfen und ist keineswegs unverweslich.
Aber wir Menschen werden es sein, liebe Gemeinde, nach unserer Auferstehung! Daran glaube ich.
Es hat einige Zeit gebraucht, bis mir der zunächst etwas missraten erscheinende Vergleich mit dem Säen eines Saatkorns, das sterben muss, um aufzublühen und uns Menschen im Prozess der Auferstehung zu etwas ganz und gar Wichtigem und Wunderbaren geworden ist.
Ich danke Paulus von ganzem Herzen, dass er mir dieses Bild geschenkt hat, und ich bin ihm nun auch überhaupt nicht mehr böse, dass er mich zumindest mittelbar einen Narren genannt hat. - Scherz beiseite:
Für mich ist es eine wundervolle Vorstellung, dass mein Leib und das, was nach meinem Sterben von mir übrig geblieben ist, im Sarg oder in einer Urne in Gottes Acker, wie man das früher nannte, sozusagen als Same, als Saatkorn eingepflanzt wird.
Auf Erden wird man nicht sehen, wie diese Saat aufgeht, denn das, was man in Gräber sät, das geht im Himmel auf.
Es wäre mir ganz Recht, liebe Gemeinde, wenn sich das, was dort im Himmel entstehen wird, zumindest ein bisschen nach dem richten würde, was ich an Erbinformationen in mir trage - und auch an Erfahrungen aus meinem irdischen Leben. Das wünsche ich mir vermutlich nur deshalb, weil mir dadurch die Ewigkeit ein bisschen anschaulicher und greifbarer wird, wenn Sie verstehen, was ich meine, liebe Gemeinde.
Aber gerne gebe ich mich als Saatgut auch ganz und gar abwartend in Gottes Hand und vertraue darauf, dass er aus mir etwas schaffen wird, das schön ist, das gut ist - und das tatsächlich besser ist als es hier auf Erden war:
Meine Niedrigkeit, also das, was eher kläglich und fehlerhaft ist an mir hier auf Er-den, wird nach Paulus dann auferstehen in Herrlichkeit - und meine Schwachheit in Kraft.
Wenn ich mich in diese Vorstellung, ja, in dieses Versprechen tief fallen lassen kann, liebe Gemeinde, verliert der Tod, der mir unweigerlich irgendwann bevorsteht, einiges von seinem Schrecken.
Manchmal gelingt mir das - und dann auch wieder nicht.
Und dann werden die Rufe des Todes dieser Zeit wieder laut in meinen Ohren, und ich möchte mir am liebsten die Ohren zuhalten, um meine Seele zu schützen.
Aber so dürfte das den meisten von uns gehen, liebe Gemeinde: Hin-und-hergerissen zwischen Hoffen und Bangen begleitet von der schüchternen Zuversicht, dass unser Gott uns weder im Hoffen noch im Bangen alleine lassen wird. -

„Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Mit diesen Worten Bonhoeffers habe ich meine Ansprache am diesjährigen Totensonntag begonnen - und sie sollen auch mein Schlusswort sein.
Ja, Gott, du bist unser großer Trost im Leben und im Sterben.
Du wischst unsere Tränen ab, wenn wir traurig an Gräbern stehen, du teilst unser Leid.
Und du bist es, der aus einer Beerdigung etwas ganz und gar Fruchtbares machst:
Unser Leib wird gesät in die Erde - und du, Gott, unsere gute Macht, lässt diese Saat im Himmel wachsen und aufblühen in Ewigkeit.
Dafür danken wir dir von ganzem Herzen.
Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Schlussgebet
Lasst uns beten!
Wenn es ein Ende nehmen soll mit uns, ewiger Gott, dann bring’ uns auf die Anhöhe: Lass uns alles überschauen, lass uns die Wege alle wiedersehen, die wir gegangen sind:
Die Täler, die Tiefen, die langen Strecken, die Abgründe, an denen wir vorbeigekommen sind,
die Gipfel, die wir erreichten - und die wir nicht erreichten.
Lass uns die Zeit betrachten, die Jahre und die Tage.
Gib uns einen Genuss der Fülle,
dass wir satt werden und zur Ruhe kommen.
Gewähre uns einen vollen Anblick des Landes,
das unsere Kinder und Kindeskinder bestellen.
Gesegnet sollen sie sein - und behütet in deinem Namen.
Und wenn unsere Kraft abnimmt,
wir nichts mehr können außer warten,
dann öffne unserem Bewusstsein die Weite,
dass es die eigene Zeit hinter sich lassen kann,
auswandert und loslässt, was geworden ist und lebt.
Dann lass uns sterben wie unsere ehrenwerten Vorbilder,
wie deine Zeugen.
Wir denken an diesem Tag und in dieser Stunde, in diesem Gebet um einen gnädigen Tod an alle, die uns im vergangenen Kirchenjahr vorangegangen sind. Verstorben sind:

Renate Pfefferkorn geb. Jung (80)
Herbert Schäfer (92)
Heinz Weigt (72)
Richard Herzog (89)
Jürgen Pönnighaus (75)
Doris von Oelsen geb. Gerstung (90)
Helga Reiss geb. Sauer (82)
Fritz Baum (93)
Hans-Georg Küssner (86)
Meta Maria Bahl geb. Schuffert (65)
Barbara Müller geb. Lamprecht (83)
Herta Koch geb. Simon (91)
Erika Menzel geb. Trember (90)
Beate Pfeifer geb. Berz (61)
Friedrich Zimbrich (84)
Anneliese Engländer geb. Christ (83)
Angela Muhr geb. Werner (61)
Susanne Kaiser geb. Groh (85)
Fred Keim (89)
Meret Holzinger (81)
Hans Strothoff (69)
Hanne Harries geb. Kroman (85)
Irmgard Kiefer, geb. Bauer (85)
Margret Kaßner geb. Siekmann (89)
Ursula Bruns geb. Tulinski (79)
Karin Michalek geb. Schühle (80)

Gott, tröste die Traurigen, tröste die Verletzten und verbinde sie, tröste uns und lass uns bedenken, dass es auch mit uns einst ein Ende nehmen wird, auf dass wir klug werden.
Wir danken dir, Gott und Vater alles Lebendigen. Amen.


In unserem stillen Gebet können wir dir, Gott, all das anvertrauen, was uns auf dem Herzen liegt...
Wir bitten um Gottes Segen!

Der Herr segne uns und behüte uns;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig;
der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Verleih uns Frieden gnädiglich (Version: Matthias Nagel - EG+ 142)