Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst 7. Juni (Trinitatis)
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
2. Kor 13,13

Herzlich willkommen zu einem weiteren Festsonntag: Trinitatis – das Fest des dreieinigen Gottes:
Ein Schlußpunkt unter die Feste und Taten Weihnachten (Gott Vater), Ostern (Sohn) und Pfingsten (Heiliger Geist).


Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen
Wir hören Verse aus Psalm 113 (wenn Sie möchten, sprechen Sie die Verse im Wechsel):

Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobet den Namen des Herrn!

Gelobt sei der Name des Herrn
von nun an bis in Ewigkeit!

Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobt der Name des Herrn!

Der Herr ist hoch über alle Völker;
seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.

Wer ist wie der Herr, unser Gott,
im Himmel und auf Erden?

Der oben thront in der Höhe,
der herniederschaut in die Tiefe,

der den Geringen aufrichtet aus dem Staube
und erhöht den Armen aus dem Schmutz,

dass er ihn setzt neben die Fürsten,
neben die Fürsten seines Volkes;

der die Unfruchtbare im Hause zu Ehren bringt,
dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.

Halleluja!
Lasst uns beten!

Dreieiniger Gott,
manchmal bleibt uns der Ton im Halse stecken.
Kein Lob. Nicht für andere, nicht für mich selbst.
Nicht für dich.
Wie gelähmt. Wir dürfen nicht singen, es ist jetzt gefährlich.
Du, Gott, so hoch oben, und wir so tief unten.

So tief unten? Da bist doch du, unser Gott.
Hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Am dritten Tage auferstanden von den Toten.
Das bekennen wir.
Gott, lass es lebendig sein, in uns!

Und dann: Töne von oben. Von der Empore.
Wir sind wieder zusammen, hören die Orgel.
Gott, du kommst zu uns und erhebst uns aus dem Staub!
nimm weg, was uns ängstigt und bedrückt.
Komm und richte uns auf!
Dich wollen wir loben und preisen,
jetzt und in Ewigkeit.

Amen.
EG 140 - Brunn alles Heils, dich ehren wir
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und von Jesus Christus, zu dem wir gehören!

Liebe Gemeinde,

Im Segensraum

Wir befinden uns im Segensraum.
Hier, im Gottesdienst. Wie gut, dass wir hier zusammen kommen können! (Und sei es auch im Internet). Wir spüren das in dieser Zeit ganz besonders. Zusammenkommen im Gottesdienst, das ist ein Segen!

Nun ist der Segen keine Erfindung der christlichen Kirchen. Unter dem Segen betreten wir einen Raum, der viel früher errichtet worden ist. Den Klangraum des Alten Testaments.

Da finden wir den Predigttext für den Sonntag Trinitatis.

- Num 6, 22-27 -

Ein Raum aus Klangbausteinen
Vertraute Klänge. Der Segen, mit dem wir aus dem Gottesdienst gehen. Das sind Worte des Alten Testaments. Wir stehen in seinem Klangraum.
Im Segensraum: Er schützt uns. Gibt uns Kraft. Was wir zum Leben brauchen.
Segen ist wirksam. Und gleichzeitig unserem Wirken entzogen.

Wir sind im Segensraum.
Nun sind geschlossene Räume z. Zt. ja nicht gerade ein Segen. Wie wir gesehen haben, können sie sich auch zum Fluch auswirken, wenn im Gottesdienst nicht strenge Hygieneregeln beachtet werden.
Da können wir anders. Letzte Woche haben wir Pfingsten gefeiert. Der Heilige Geist gibt uns Kraft, den Abstand auszuhalten. Und neue, kreative Ideen.

Im Klangraum des AT
Der Segensraum ist ein offener Raum. Frischer Wind. Schutz und Weite. Der Gottesdienst im besten Sinne. Hier lässt Gott seinen Segen wirksam sein.

Der Gottesdienst beginnt mit dem Votum. Im Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes. Der Dreiklang von Trinitatis.

Der Gottesdienst endet mit dem Segen. Heute unser Predigttext. Wie ihn Aaron, der erste Priester der Bibel gesprochen hat. Der Bruder von Mose.
Das Votum am Anfang und der Segen zum Schluß, sie setzen den Ton in unserem Segensraum. Den Klang.

Wir befinden uns im Klangraum des Alten Testaments. Unser christlicher Gottesdienst beginnt und endet mit Worten des Alten Testaments!
Den Segen Aarons schauen wir heute genauer an.

Gliederung
Segnen, was ist das? Wer kann, soll segnen? Diesen Fragen möchte ich nachgehen. Und dann auf die drei Segensbitten des aaronitischen Segens schauen. Die drei Personen Gottes – Vater, Sohn, Heiliger Geist - darauf beziehen.

Segnen, was ist das?
Segnen, was ist das? Gesegnet werden, das ist den Menschen zunehmend wichtig. Gutes zugesagt bekommen.
Mehr noch als Worte: eine Geste. Segnende Hände. Sie geben etwas weiter. Da wird Kraft übertragen.

Aber der aaronitische Segen ist keine Zauberformel. Nichts, dessen wir uns bedienen könnten.
Segen steht nicht in unserer Hand. Er wird „..erst dann wirklich, wenn Gott die Bitte Wirklichkeit werden lässt“, sagt der Wissenschaftler Jürgen Ebach in seinem Buch „Das Alte Testament als Klangraum des evangelischen Gottesdienstes“ (S. 336).
Allein Gott bewirkt den Segen.
Wirksam wird er, wenn ein Mensch darauf vertraut. Segen ist zum Mitmachen!

Wer kann, soll segnen?

Menschen dürfen, sollen ihn aussprechen. Aber weil es keine dahergesagten Worte sind, wird hier im 4. Buch Mose geregelt, wer das darf.
Gott spricht zu Mose. Der sagt es Aaron, dem ersten Priester Israels, und seinen Nachkommen. Segensworte sind kostbar. Ein bisschen Ausbildung im Umgang damit schadet nicht.

Nun stamme ich nicht von Aaron ab. Wie wohl fast alle Pfarrerinnen und Pfarrer. Aber zu Ihrer Beruhigung: Das Pfarrpersonal hier stammt von Pfarrern ab. Meine beiden Großväter waren Pfarrer, und von Jochens Vater wissen Sie ja…

Aber egal, was Ihre, eure Großeltern waren: Für uns Evangelische ist „das Priestertum aller Gläubigen“ wichtig. Wir alle sind von Gott beauftragt. Segen spenden können wir alle.

Die erste Segensbitte
Die erste Segensbitte: Gott segne und behüte dich.
Die Bitte um Schutz. Die Zusage: Gott behütet dich.
Behütet dich vor Gefahren.
So, wie eine Mutter und ein Vater ihr Kind beschützen und behüten. Für mich war es so als Kind: Der sicherste Platz war für mich auf dem Schoß meiner Mutter, wenn ich mich bedroht sah.

Gott, wie Vater und Mutter für uns. Unser Ursprung. Der Ursprung der ganzen Schöpfung. Er bewahrt und beschützt seine Kinder.
Zu hören im Alten Testament. In der Geschichte Israels. Gott begleitet seine geliebten Kinder durch existentielle Not: Krieg, Sklaverei, Hungersnöte, Seuchen. Auch dann, wenn die Menschen selbst dran schuld waren. Sich in die Katastrophe hineingeritten hatten.

Das gibt mir die Kraft zu hoffen: Gott behütet uns.
Vor dem Virus. In der Unsicherheit wie es weitergeht. Vor wirtschaftlicher Not, vor dem Zerfallen guter Ordnungen. Mitten im Klimawandel.
In allem, was mir persönlich zu schaffen macht.

„Adonaj segne dich und behüte dich!“ So übersetzt der eben schon zitierte Jürgen Ebach. Und weiter:

Die zweite Segensbitte
„Adonaj lasse das eigene Angesicht leuchten zu dir hin
und sei dir zugetan!“ Die zweite Segensbitte.
Das Gesicht, das Angesicht steht für das ganze Sein. Gott uns ganz und gar zugewandt.

Gesehen werden von Gott. Das wird deutlich in Jesus Christus. Der Sohn.
Gott im menschlichen Leben. Einer wie wir. Der leidet. Ungerecht behandelt wird. Stirbt.
Gott sieht unsere Not an. Von innen.

Als Jesus geboren wird, kommt Licht in die dunkle Nacht.
Gottes Sohn - Licht der Welt.
Das Licht spiegelt sich auf den Gesichtern derer, die ihm begegnen. Die sonst übersehen werden.
Erzählt wird von einer verkrümmten Frau, von einem gelähmten Mann. Jesus heilt sie. Strahlend kehren sie zurück in ihr Dorf, in ihre Gemeinschaft.

Gemeinschaft braucht Segen, damit sie gelingt. Auch in Zweierbeziehungen. So war es die Idee meines Mannes – nicht die der Theologin – den aaronitischen Segen als Trauspruch zu wählen. Gestern vor 28 Jahren sind uns diese Worte zugesagt worden. Mit dem heutigen Predigttext hat Gott wohl an unseren Hochzeitstag gedacht…

„Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.“

Die dritte Segensbitte
„Adonaj wende das eigene Antlitz auf dich
und setze dein Wohlergehen fest!“

Die dritte Segensbitte. Uns im Ohr mit der Endung „…und gebe dir Frieden“.
Gott schaut uns an. Sieht, woran es uns fehlt. Jetzt.
Gott mitten unter uns in seiner Geistkraft. Gott, Heiliger Geist. Diese Kraft gestaltet die Welt. Mit uns. In uns.

Shalom, Frieden, heißt auch Wohlergehen. Es soll den Menschen umfassend gut gehen. Das schließt einen gewissen Wohlstand ein. Für alle.
Sich nicht sorgen müssen um die Existenz, ums Essen für die Kinder, das trägt übrigens zum inneren Frieden auch viel bei. Das könnten uns die Menschen in den überfüllten Slums Brasiliens jetzt sagen.

Der Heilige Geist setzt uns da in Bewegung. U.a. mit der Kollekte, die wir sammeln, wenn wir aus dem Gottesdienst gehen.
„Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“

Gottes Name
„So sollen sie meinen Namen den Israelitinnen und Israeliten auflegen und ich selbst werde sie segnen.“ Der letzte Vers des Predigttextes.

Segnende Hände legen Gottes Namen auf mich. Auf meinen Kopf, meine Schultern.
Von Beginn an: Im Namen des Vaters…drei Weisen, Gott zu beschreiben.

Wie ist denn nun Gottes Name? „Gott“? „Adonaj“?
Das letztere ist die Umschreibung für Gottes eigentlichen Namen. Übersetzbar mit „Mein Herr“.
Der eigentliche Name Gottes ist so heilig, dass er nicht ausgesprochen wird. Im hebräischen Text stehen hier vier Buchstaben.
Gottes Name übersetzt: „Ich bin, der ich bin“ oder auch „Ich werde sein, der ich sein werde.“

…auf uns gelegt
„Ich bin, der ich bin“. Gott bleibt sich treu. Das heißt: Er bleibt uns treu. Mit seinem Segen. In jeder Krise. Sogar in einer selbstverschuldeten.

„Ich werde sein, der ich sein werde“. Da geht noch mehr. Im Segen steckt Verheißung. Es wird besser, als ihr euch vorstellen könnt. Ihr könnt es besser, als ihr denkt.

Gott behütet uns. Gott, wie Vater und Mutter für uns.
Gott ist uns ganz nah. In Jesus Christus, zu dem wir gehören.
Gott erfüllt uns. Mit der heiligen Geistkraft.

Segensworte, auf uns gelegt. Sie umhüllen uns. Bauen einen Segensraum. Die Bausteine dafür kommen aus dem Klangraum des Alten Testaments.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, zu dem wir gehören.

Amen.
EG 457 1+4+6-12 Der Tag ist seiner Höhe nah
Gott, wie Vater und Mutter für uns,
wir danken dir für deinen Segen.
Für allen Schutz danken wir dir.
Du hast die Welt gut erschaffen.
Bewahre sie.
Uns lass umkehren.
Dem Klimawandel, dem Artensterben entgegentreten.

Jesus Christus, Gottes Sohn,
steh uns bei. In dieser Krise.
Wir bitten dich
für alle Menschen auf der Welt.
Für die Erkrankten.
Für die Verstorbenen.
Für die, die einsam sind.
Für die, die trauern.
Für die, deren Existenz bedroht ist.
Für die Menschen in armen Ländern,
die sich nicht schützen können.
Du weißt, wie ihr Leben aussieht.
Hilf du. Mach uns mutig und kreativ,
einzutreten für das Wohlergehen aller.
Hier und in aller Welt.

Heiliger Geist, göttliche Kraft,
mach uns stark. Und geduldig.
Kräftig, nicht aufzugeben.

Um Gerechtigkeit bitten wir dich.
Dem Rassismus setze ein Ende.
In unseren Köpfen und Herzen.
In der Polizei und der Justiz,
bei den Politikern und Politikerinnen.
In den Straßen der Städte und Dörfer in den USA.
Wir denken an George Floyd, der getötet wurde.
An seine Familie und Freunde.
Dir vertrauen wir sie an.

Wir danken dir für all die Menschen in der Politik,
die mit Umsicht handeln in diesen Tagen.

Was uns noch bewegt, bringen wir jetzt in der Stille vor dich.
Wir bitten um Gottes Segen!

Gott segne dich und behüte dich
Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten
und sei dir gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir seinen Frieden.

Amen.
Ein Segen, gesungen zur Diamantenen Hochzeit von Queen Elizabeth und Prince Philipp vom Westminster Cathedral Choir: The Lord Bless You and Keep You, komponiert von John Rutter