Hausgottesdienst Miserikordias Domini 18.4.2021
von Pfarrerin Ingeborg Verwiebe
von Pfarrerin Ingeborg Verwiebe
Der Chor des King’s College in Cambridge stimmt uns ein auf das Thema des Sonntags: „All we like sheep“ – „Wir sind wie Schafe in die Irre gegangen“ – aber der Gute Hirte sucht und findet uns! |
Liebe Gemeinde,
Herzlich willkommen am Sonntag „Miserikordias Domini“ – das heißt „Gott erbarmt sich“. Wie sich ein guter Hirte, eine gute Hirtin ihrer Schafe erbarmt. Wie beschrieben im Psalm 23, dem Psalm vom guten Hirten. Ein Bibeltext, der an diesem Sonntag zentral ist.
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat angeregt, an diesem Sonntag der Opfer der Pandemie zu gedenken. Es wird eine Feier in Berlin geben. In unserer Landeskirche wird um 17 Uhr in Worms ein Gottesdienst mit Stellvertretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf gefeiert. Die Liturgie dieses Gottesdienstes ist vom Zentrum Verkündigung entworfen. Wir feiern sie in unserem Hausgottesdienst hier. Die Predigt steuere ich bei (Pfrn. Ingeborg Verwiebe).
Hören können Sie heute außer der Predigt auch die Meditation zu Ps 23,4.
Im Gemeindezentrum in der Hegelstraße hätten wir diesen Gottesdienst heute mit Prädikantin Wagner aus Neu-Isenburg gefeiert – wir freuen uns sehr, wenn wir das demnächst mit Ihnen nachholen können, Frau Wagner!
Wir beginnen nun den Gottesdienst mit der Liturgie aus dem Zentrum Verkündigung.
Herzlich willkommen am Sonntag „Miserikordias Domini“ – das heißt „Gott erbarmt sich“. Wie sich ein guter Hirte, eine gute Hirtin ihrer Schafe erbarmt. Wie beschrieben im Psalm 23, dem Psalm vom guten Hirten. Ein Bibeltext, der an diesem Sonntag zentral ist.
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat angeregt, an diesem Sonntag der Opfer der Pandemie zu gedenken. Es wird eine Feier in Berlin geben. In unserer Landeskirche wird um 17 Uhr in Worms ein Gottesdienst mit Stellvertretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf gefeiert. Die Liturgie dieses Gottesdienstes ist vom Zentrum Verkündigung entworfen. Wir feiern sie in unserem Hausgottesdienst hier. Die Predigt steuere ich bei (Pfrn. Ingeborg Verwiebe).
Hören können Sie heute außer der Predigt auch die Meditation zu Ps 23,4.
Im Gemeindezentrum in der Hegelstraße hätten wir diesen Gottesdienst heute mit Prädikantin Wagner aus Neu-Isenburg gefeiert – wir freuen uns sehr, wenn wir das demnächst mit Ihnen nachholen können, Frau Wagner!
Wir beginnen nun den Gottesdienst mit der Liturgie aus dem Zentrum Verkündigung.
Im Namen Gottes,
Ursprung allen Lebens,
Grund unserer Hoffnung,
Kraft, die uns bewegt.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
Willkommen zu diesem Gottesdienst. Es ist ein Gottesdienst zum Innehalten auf dem Weg. Denn wir sind noch unterwegs in dieser Krise. Das Virus ist noch nicht verschwunden. Wir gehen durch ein finsteres Tal. So formuliert es der Beter des 23. Psalms. Doch die Hoffnung geht mit. Das Tal wird ein Ende haben. Oft gehen wir mit zitternden Knien. Vieles ist überwältigend und verstörend. Darum müssen wir manchmal anhalten. Unsere Seelen sich ausruhen lassen. Und auch der Trauer Raum geben. Das tun wir heute gemeinsam. Wir schauen auf den Weg, den wir bislang gegangen sind. Wir trauern um die vielen Menschen, die seit Beginn der Pandemie gestorben sind. Und wir nehmen die in den Blick, die besonders belastet sind und leiden müssen. Wir tun das im Vertrauen auf Gott. Gott geht mit uns.
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen
mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Amen
Ursprung allen Lebens,
Grund unserer Hoffnung,
Kraft, die uns bewegt.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
Willkommen zu diesem Gottesdienst. Es ist ein Gottesdienst zum Innehalten auf dem Weg. Denn wir sind noch unterwegs in dieser Krise. Das Virus ist noch nicht verschwunden. Wir gehen durch ein finsteres Tal. So formuliert es der Beter des 23. Psalms. Doch die Hoffnung geht mit. Das Tal wird ein Ende haben. Oft gehen wir mit zitternden Knien. Vieles ist überwältigend und verstörend. Darum müssen wir manchmal anhalten. Unsere Seelen sich ausruhen lassen. Und auch der Trauer Raum geben. Das tun wir heute gemeinsam. Wir schauen auf den Weg, den wir bislang gegangen sind. Wir trauern um die vielen Menschen, die seit Beginn der Pandemie gestorben sind. Und wir nehmen die in den Blick, die besonders belastet sind und leiden müssen. Wir tun das im Vertrauen auf Gott. Gott geht mit uns.
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen
mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Amen
Meditation zu Psalm 23,4
Ich suche Trost und höre die Worte im Psalm:
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir.
Über 79.000 Menschen sind bei uns in Deutschland gestorben.
An dem Virus. Mit dem Virus.
Fast 3 Millionen sind es weltweit.
Viele starben sehr schnell.
Viele mussten lange um ihr Leben ringen.
Wir denken an sie und werden still.
Stille
Höre uns, Gott: Wir trauern um die Toten.
Der Schmerz ist groß. Gib Trost in dieser Zeit.
Ich suche Halt und schaue auf die Bilder des Psalms:
Du, Gott, bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Viele mussten alleine sterben.
An Covid und an anderen Krankheiten.
In den Pflegeheimen, in den Krankenhäusern.
Ohne ihre Lieben, ohne eine haltende Hand.
Wir denken an sie und werden still.
Stille
Höre uns, Gott: Wir fühlen uns leer.
Die Kräfte schwinden. Berge uns in der Fülle deiner Liebe – die Toten und die Lebenden.
Ich suche Ruhe und lese im Psalm:
Gott weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Viele durften ihre Toten nicht ans Grab begleiten.
Kein Abschied, wie er sein sollte.
Das tut weh. Der Schmerz ist tief.
Bei Kindern, Eltern, Brüdern, Schwestern, Großeltern, Enkeln, Freundinnen, Kollegen.
Wir denken an sie und werden still.
Stille
Höre uns, Gott: Wir sind so müde. Das Herz ist schwer.
Heile die verwundeten Seelen.
Ich suche Sicherheit und stelle mir vor:
Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.
Viele stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
Betriebe gehen kaputt.
Freiberufler wissen nicht, wovon sie leben sollen.
Die Armen trifft es besonders schlimm.
Wir denken an sie und werden still.
Stille
Höre uns, Gott: Wir brauchen Mut. Und langen Atem.
Stärke unsere müden Hände.
Ich suche das Leben und lasse mir vom Psalm sagen:
Gott erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Kinder und Jugendliche zu Hause.
Viele fühlen sich wie festgebunden.
Verlieren den Kontakt zu Freundinnen und Freunden.
Zum unbeschwerten Leben und Rennen und Lachen.
Die Gewalt zu Hause ist mehr geworden. Gegen Frauen. Gegen Kinder. Viele Menschen versinken in Depressionen. Wir denken an sie und werden still.
Höre uns, Gott: Wir wollen leben. Ohne Sorge. Ohne Angst. Gib uns die Freude zurück.
Wir gehen hindurch, durch das finstere Tal.
Voll Sorge und Furcht.
Doch Hoffnung geht mit.
Wir gehen gemeinsam – nicht allein.
Denn du bist bei uns.
Im Sterben und im Leben.
Du unser Hirte.
Heute, morgen und in Ewigkeit.
Amen.
Predigt zum Mithören
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und von Jesus Christus, zu dem wir gehören!
Liebe Gemeinde,
Das Bild vom guten Hirten – Sehnsuchtsbild
Der gute Hirte. Er schützt und birgt die, die ihm anvertraut sind. Eine Person, die uns auf gute Weise zeigt wo es lang geht. Was uns guttut. Und die uns zusammenhält.
Ein Sehnsuchtsbild. Schon in der Antike. Und heute noch.
Psalm 23
Der Psalm 23 malt dieses Bild besonders schön. Mit einprägsamen Bildern, die viele Menschen begleiten. Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden haben den Psalm 23 auswendig gelernt – ihr aktuellen Konfis auch!
Wir haben den Psalm 23 gebetet zu Beginn des Gottesdienstes. Haben seine tröstenden, mutmachenden Bilder in der Meditation den Schreckensbildern der Pandemie entgegengehalten.
Wer diese Worte geschrieben hat, hat einen guten Hirten gefunden. Der durchs finstere Tal führt. An den gedeckten Tisch, wo wir der Angst ins Gesicht lachen können.
Ein Bild vom guten Hirten
Ich sehe vor mir eine Figur aus der „Ganzjahreskrippe“, von einer Gemeindegruppe gestaltet. Aus Pappmaché. Sie hält ein Schaf in ihren Armen trägt. Sie trägt es auf ihren zwei großen Händen. Steht an der Straße am Rand der Stadt.
Die Figur trägt einen langen lodengrünen Mantel, hat halblange dunkle Haare. Ein Hirte, eine Hirtin, sie kann beides sein.
Hirte im Alltag
Hirtin oder Schäfer, das ist ein Beruf: Mittlerweile kein alltäglicher mehr. Kein gut bezahlter. Schon in biblischen Zeiten ein Beruf, den Männer wie Frauen ausübten.
Hirte als Sehnsuchtsbild
Mitten im Alltag steht der Hirte als ein Sehnsuchtsbild:
nach Geborgenheit und Sicherheit, nach Sich-überlassen-dürfen.
Einer anderen die Führung überlassen, sich ganz anvertrauen. Sich nicht mehr sorgen zu müssen. Wie das erschöpfte Schaf auf den starken Händen der Hirtin. Sie hält es. Hat alles im Blick, weiß den Weg, schätzt die Gefahren ab. Ein guter Hirte tut das für jedes seiner Tiere.
Hesekiel 34
Es gibt auch schlechte Hirten.
Der Prophet Hesekiel im Alten Testament erzählt davon im Kapitel 24 des nach ihm benannten Buches.
Diese Hirten weiden sich selbst. Nicht die Herde. Das wäre ihre Aufgabe. Sie aber reißen und fressen die Tiere, für die sie doch sorgen sollten.
Da tritt Gott ins Bild. Übernimmt die Aufgabe. Wird selbst zum guten Hirten. Sucht die Schafe, die verloren gegangen sind.
Diese Bilder begegnen uns auch im Neuen Testament.
So auch in unserem Predigttext. Vom Evangelisten Johannes:
Evangelium des Johannes Kapitel 10:
11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. 12 Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, 13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.
14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, 15 wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. 16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; 28 und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. 29 Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus des Vaters Hand reißen. 30 Ich und der Vater sind eins.
Johannes 10
Der Evangelist Johannes beantwortet die Frage: Wer ist denn der gute Hirte? In eurer Situation?
Und wie immer macht er das in ganz präziser Form. Stilistisch großartig. Wiederholt und steigert das Wichtige. Dass wir es uns einprägen können.
Das Wichtige: Jesus ist der gute Hirte. Für uns.
Das macht uns Johannes in drei Schritten klar.
Entfaltet das Bild vom guten Hirten.
Erstens: Was den guten Hirten ausmacht.
Zweitens: Wer der gute Hirte ist.
Drittens: Was das für die Schafherde bedeutet.
Die Herde – wir
Johannes gibt dem Bild vom guten Hirten einen Rahmen. Er stellt uns in diesen Rahmen. Gottes Horizont. Uns, die Schafe. Der Psalmbeter von Ps 23 hat kein Problem damit, sich als Schaf zu sehen.
Denn: Schafe sind nicht dumm. Sie können die Gesichter der anderen in einer Gruppe bis zu 50 um sie herum unterscheiden. Sie gehen vertrauensvolle Bindungen ein. Als Haustiere zu ihrem Hirten. Und als Herdentiere untereinander.
Herdentiere - und das ist gut so
Sie hören sehr genau, wer sie ruft.
Sie wissen: wir gehören zusammen. Die Herde schützt uns. Bei Gefahr nimmt sie die Schwächsten in ihre Mitte.
Das ist die richtige Lebensform für uns. Hier hat jeder seinen Platz. Hier hat jede den geschützten Rahmen, in dem sie gut leben kann.
Die Schwächsten sind nicht immer dieselben! In der Pandemie sind jetzt nicht mehr die Ältesten am meisten gefährdet, weil sie geimpft sind. Die Generation der 50-60 Jährigen, sonst eher die Macher, erlebt: wir sind gefährdet. Angewiesen auf die Solidarität aller.
Die Gemeinde, die Herde unter Druck
Wir brauchen solche Gemeinschaft. Aber sie gerät auch unter Druck.
Wie die Gemeinde zur Zeit des Johannesevangeliums. Sie ist unter Druck. Unter Druck von innen. Die jüdischen Glaubensgenossen sagen „so kann man nicht glauben, das ist nicht zeitgemäß.“
Und sie ist unter Druck von außen, unter Druck von der römischen Mehrheitsgesellschaft. Die bestimmen, was sein darf.
Das alles stürzt die Gemeinde in eine Krise, droht sie auseinanderzutreiben. Eine Identitätskrise: „Wer sind wir eigentlich?“ fragt sich diese kleine Herde.
„Wir fühlen uns bedroht. Als Minderheit. Können wir noch verhindern, dass alles den Bach runtergeht? Wo geht es hin?“
Der gute Hirte I
Wer führt uns durchs dunkle Tal? Es braucht einen guten Hirten.
Erster Schritt bei Johannes: Was den guten Hirten ausmacht.
„Ich bin der gute Hirte“, sagt Jesus. Und beschreibt ihn: Er gibt sein Leben für die Schafe. Er setzt sein Leben aufs Spiel, um ihres zu retten. Wirft sich vor den Wolf.
Vielleicht mit tödlichem Ausgang. Aber für das Leben seiner Tiere geht er in den lebensgefährlichen Konflikt. Ihr Leben ist ihm wichtiger als seines.
Ich denke an die Ärztinnen und Krankenpfleger in den überlasteten Krankenhäusern. Sie setzen sich ein bis an ihre Grenzen für die Erkrankten auf den Intensivstationen. Nicht eine Person, nicht ein Tier der Herde wollen sie verlieren. Und müssen das viel zu oft erleben.
Der gute Hirte, Jesus, ist bei ihnen.
Er spricht auch von den „Mietlingen“. Den gemieteten Hirten.
Denen sind die Tiere der Herde nicht so wichtig wie ihr eigenes Wohlergehen.
Wenn es gefährlich wird, hauen sie ab.
Handeln wir so, wenn wir unsere Bedürfnisse oben ansetzen und uns treffen? Obwohl es, ganz ehrlich, auch anders ginge. Ob privat oder beruflich. Ja, vielleicht sind wir dann solche „Mietlinge“.
Im Lockdown
Die sind sich selbst die Nächsten. Ob aus Selbstsucht, oder aus Angst um die eigene Haut – sie werfen sich nicht vor die Herde.
Auch nicht vor die zusammengepferchte.
Zusammengepfercht. In kleinen Wohnungen. Ohne die Orte, zu denen wir sonst gehen können. Die grünen Weiden. Die Freundinnen, der Jugendtreff. Die Arbeit.
Finanzielle Sorgen. Wie soll es weiter gehen?
Konflikte brechen auf. Häusliche Gewalt nimmt zu.
Zusammengepfercht. Im Flüchtlingslager. Unter immer erbärmlicheren Bedingungen. Keine Aussicht auf Asyl. Dazu noch Corona.
Verteilungskämpfe.
Menschen wenden sich den Rücken zu. Kündigen Gemeinschaft auf. Keine Perspektive.
Der gute Hirte II
Jetzt hinter der Herde stehen und sie aus der Krise begleiten? Da braucht es mehr als menschliche Kraft.
Zweiter Schritt bei Johannes: Wer der gute Hirte ist.
Johannes kommt von Ostern her und weiß, dass Jesus den Tod besiegt hat. Die größte Not. So verstärkt, ja steigert er die Worte Jesu nochmal:
„Ich bin der gute Hirte…und ich gebe mein Leben für die Schafe.“
Steigerung. Von der Aussage in der dritten Person zum „ich“. Beim ersten Mal hieß es: das tut der gute Hirte, sein Leben für die Schafe geben. Jetzt macht Jesus klar: „Das tue ich. Ich, Jesus, bin der gute Hirte.
Euer Leben ist es mir wert, es zu retten.
„Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“
Jedes einzelne Tier der Herde. All die Zusammengepferchten. Jedem wendet er sich zu. Ganz und gar.
„Ich bin da“, sagt der gute Hirte. „Teile die Gefahr mit euch, werfe mein Leben ins Geschehen. Damit ihr lebt.“
Guter Hirte III: Jesus und Gott sind eins
Dritter Schritt bei Johannes: Was das für die Schafherde bedeutet.
Johannes nimmt, was die Bibel, das Alte Testament schon gezeichnet hat. Gibt dem Bild den Rahmen. Stellt es in den Horizont Gottes.
Jesus ist Gottes Kind. Jesus, der gute Hirte, und Gott sind eins.
Also: der gute Hirte ist nicht nur liebevoll und hingebungsvoll. Er ist auch mächtig. Stärker als die Mächte dieser Welt.
Schutz – über die Welt hinaus
Was er will: Eine Herde. Und keines geht mehr verloren. Nie mehr.
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden bis in Ewigkeit nicht verloren gehen und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Diesen Vers haben wir unserer Tochter als Taufspruch ausgesucht. Sie hat sich als Konfirmationsspruch den letzten Vers des Psalm 23 dazu ausgesucht: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Gute Aussichten, fürs Leben und darüber hinaus! Ein Hoffnungsbild.
Der gute Hirte schützt und birgt uns auf dem Weg dorthin.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, zu dem wir gehören.
Amen.
und von Jesus Christus, zu dem wir gehören!
Liebe Gemeinde,
Das Bild vom guten Hirten – Sehnsuchtsbild
Der gute Hirte. Er schützt und birgt die, die ihm anvertraut sind. Eine Person, die uns auf gute Weise zeigt wo es lang geht. Was uns guttut. Und die uns zusammenhält.
Ein Sehnsuchtsbild. Schon in der Antike. Und heute noch.
Psalm 23
Der Psalm 23 malt dieses Bild besonders schön. Mit einprägsamen Bildern, die viele Menschen begleiten. Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden haben den Psalm 23 auswendig gelernt – ihr aktuellen Konfis auch!
Wir haben den Psalm 23 gebetet zu Beginn des Gottesdienstes. Haben seine tröstenden, mutmachenden Bilder in der Meditation den Schreckensbildern der Pandemie entgegengehalten.
Wer diese Worte geschrieben hat, hat einen guten Hirten gefunden. Der durchs finstere Tal führt. An den gedeckten Tisch, wo wir der Angst ins Gesicht lachen können.
Ein Bild vom guten Hirten
Ich sehe vor mir eine Figur aus der „Ganzjahreskrippe“, von einer Gemeindegruppe gestaltet. Aus Pappmaché. Sie hält ein Schaf in ihren Armen trägt. Sie trägt es auf ihren zwei großen Händen. Steht an der Straße am Rand der Stadt.
Die Figur trägt einen langen lodengrünen Mantel, hat halblange dunkle Haare. Ein Hirte, eine Hirtin, sie kann beides sein.
Hirte im Alltag
Hirtin oder Schäfer, das ist ein Beruf: Mittlerweile kein alltäglicher mehr. Kein gut bezahlter. Schon in biblischen Zeiten ein Beruf, den Männer wie Frauen ausübten.
Hirte als Sehnsuchtsbild
Mitten im Alltag steht der Hirte als ein Sehnsuchtsbild:
nach Geborgenheit und Sicherheit, nach Sich-überlassen-dürfen.
Einer anderen die Führung überlassen, sich ganz anvertrauen. Sich nicht mehr sorgen zu müssen. Wie das erschöpfte Schaf auf den starken Händen der Hirtin. Sie hält es. Hat alles im Blick, weiß den Weg, schätzt die Gefahren ab. Ein guter Hirte tut das für jedes seiner Tiere.
Hesekiel 34
Es gibt auch schlechte Hirten.
Der Prophet Hesekiel im Alten Testament erzählt davon im Kapitel 24 des nach ihm benannten Buches.
Diese Hirten weiden sich selbst. Nicht die Herde. Das wäre ihre Aufgabe. Sie aber reißen und fressen die Tiere, für die sie doch sorgen sollten.
Da tritt Gott ins Bild. Übernimmt die Aufgabe. Wird selbst zum guten Hirten. Sucht die Schafe, die verloren gegangen sind.
Diese Bilder begegnen uns auch im Neuen Testament.
So auch in unserem Predigttext. Vom Evangelisten Johannes:
Evangelium des Johannes Kapitel 10:
11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. 12 Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, 13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.
14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, 15 wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. 16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; 28 und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. 29 Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus des Vaters Hand reißen. 30 Ich und der Vater sind eins.
Johannes 10
Der Evangelist Johannes beantwortet die Frage: Wer ist denn der gute Hirte? In eurer Situation?
Und wie immer macht er das in ganz präziser Form. Stilistisch großartig. Wiederholt und steigert das Wichtige. Dass wir es uns einprägen können.
Das Wichtige: Jesus ist der gute Hirte. Für uns.
Das macht uns Johannes in drei Schritten klar.
Entfaltet das Bild vom guten Hirten.
Erstens: Was den guten Hirten ausmacht.
Zweitens: Wer der gute Hirte ist.
Drittens: Was das für die Schafherde bedeutet.
Die Herde – wir
Johannes gibt dem Bild vom guten Hirten einen Rahmen. Er stellt uns in diesen Rahmen. Gottes Horizont. Uns, die Schafe. Der Psalmbeter von Ps 23 hat kein Problem damit, sich als Schaf zu sehen.
Denn: Schafe sind nicht dumm. Sie können die Gesichter der anderen in einer Gruppe bis zu 50 um sie herum unterscheiden. Sie gehen vertrauensvolle Bindungen ein. Als Haustiere zu ihrem Hirten. Und als Herdentiere untereinander.
Herdentiere - und das ist gut so
Sie hören sehr genau, wer sie ruft.
Sie wissen: wir gehören zusammen. Die Herde schützt uns. Bei Gefahr nimmt sie die Schwächsten in ihre Mitte.
Das ist die richtige Lebensform für uns. Hier hat jeder seinen Platz. Hier hat jede den geschützten Rahmen, in dem sie gut leben kann.
Die Schwächsten sind nicht immer dieselben! In der Pandemie sind jetzt nicht mehr die Ältesten am meisten gefährdet, weil sie geimpft sind. Die Generation der 50-60 Jährigen, sonst eher die Macher, erlebt: wir sind gefährdet. Angewiesen auf die Solidarität aller.
Die Gemeinde, die Herde unter Druck
Wir brauchen solche Gemeinschaft. Aber sie gerät auch unter Druck.
Wie die Gemeinde zur Zeit des Johannesevangeliums. Sie ist unter Druck. Unter Druck von innen. Die jüdischen Glaubensgenossen sagen „so kann man nicht glauben, das ist nicht zeitgemäß.“
Und sie ist unter Druck von außen, unter Druck von der römischen Mehrheitsgesellschaft. Die bestimmen, was sein darf.
Das alles stürzt die Gemeinde in eine Krise, droht sie auseinanderzutreiben. Eine Identitätskrise: „Wer sind wir eigentlich?“ fragt sich diese kleine Herde.
„Wir fühlen uns bedroht. Als Minderheit. Können wir noch verhindern, dass alles den Bach runtergeht? Wo geht es hin?“
Der gute Hirte I
Wer führt uns durchs dunkle Tal? Es braucht einen guten Hirten.
Erster Schritt bei Johannes: Was den guten Hirten ausmacht.
„Ich bin der gute Hirte“, sagt Jesus. Und beschreibt ihn: Er gibt sein Leben für die Schafe. Er setzt sein Leben aufs Spiel, um ihres zu retten. Wirft sich vor den Wolf.
Vielleicht mit tödlichem Ausgang. Aber für das Leben seiner Tiere geht er in den lebensgefährlichen Konflikt. Ihr Leben ist ihm wichtiger als seines.
Ich denke an die Ärztinnen und Krankenpfleger in den überlasteten Krankenhäusern. Sie setzen sich ein bis an ihre Grenzen für die Erkrankten auf den Intensivstationen. Nicht eine Person, nicht ein Tier der Herde wollen sie verlieren. Und müssen das viel zu oft erleben.
Der gute Hirte, Jesus, ist bei ihnen.
Er spricht auch von den „Mietlingen“. Den gemieteten Hirten.
Denen sind die Tiere der Herde nicht so wichtig wie ihr eigenes Wohlergehen.
Wenn es gefährlich wird, hauen sie ab.
Handeln wir so, wenn wir unsere Bedürfnisse oben ansetzen und uns treffen? Obwohl es, ganz ehrlich, auch anders ginge. Ob privat oder beruflich. Ja, vielleicht sind wir dann solche „Mietlinge“.
Im Lockdown
Die sind sich selbst die Nächsten. Ob aus Selbstsucht, oder aus Angst um die eigene Haut – sie werfen sich nicht vor die Herde.
Auch nicht vor die zusammengepferchte.
Zusammengepfercht. In kleinen Wohnungen. Ohne die Orte, zu denen wir sonst gehen können. Die grünen Weiden. Die Freundinnen, der Jugendtreff. Die Arbeit.
Finanzielle Sorgen. Wie soll es weiter gehen?
Konflikte brechen auf. Häusliche Gewalt nimmt zu.
Zusammengepfercht. Im Flüchtlingslager. Unter immer erbärmlicheren Bedingungen. Keine Aussicht auf Asyl. Dazu noch Corona.
Verteilungskämpfe.
Menschen wenden sich den Rücken zu. Kündigen Gemeinschaft auf. Keine Perspektive.
Der gute Hirte II
Jetzt hinter der Herde stehen und sie aus der Krise begleiten? Da braucht es mehr als menschliche Kraft.
Zweiter Schritt bei Johannes: Wer der gute Hirte ist.
Johannes kommt von Ostern her und weiß, dass Jesus den Tod besiegt hat. Die größte Not. So verstärkt, ja steigert er die Worte Jesu nochmal:
„Ich bin der gute Hirte…und ich gebe mein Leben für die Schafe.“
Steigerung. Von der Aussage in der dritten Person zum „ich“. Beim ersten Mal hieß es: das tut der gute Hirte, sein Leben für die Schafe geben. Jetzt macht Jesus klar: „Das tue ich. Ich, Jesus, bin der gute Hirte.
Euer Leben ist es mir wert, es zu retten.
„Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“
Jedes einzelne Tier der Herde. All die Zusammengepferchten. Jedem wendet er sich zu. Ganz und gar.
„Ich bin da“, sagt der gute Hirte. „Teile die Gefahr mit euch, werfe mein Leben ins Geschehen. Damit ihr lebt.“
Guter Hirte III: Jesus und Gott sind eins
Dritter Schritt bei Johannes: Was das für die Schafherde bedeutet.
Johannes nimmt, was die Bibel, das Alte Testament schon gezeichnet hat. Gibt dem Bild den Rahmen. Stellt es in den Horizont Gottes.
Jesus ist Gottes Kind. Jesus, der gute Hirte, und Gott sind eins.
Also: der gute Hirte ist nicht nur liebevoll und hingebungsvoll. Er ist auch mächtig. Stärker als die Mächte dieser Welt.
Schutz – über die Welt hinaus
Was er will: Eine Herde. Und keines geht mehr verloren. Nie mehr.
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden bis in Ewigkeit nicht verloren gehen und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Diesen Vers haben wir unserer Tochter als Taufspruch ausgesucht. Sie hat sich als Konfirmationsspruch den letzten Vers des Psalm 23 dazu ausgesucht: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Gute Aussichten, fürs Leben und darüber hinaus! Ein Hoffnungsbild.
Der gute Hirte schützt und birgt uns auf dem Weg dorthin.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, zu dem wir gehören.
Amen.
FÜRBITTENGEBET
Du Gott, bist Hirte, Hüter des Lebens. So viele brauchen dich jetzt. Es ist eine schwere Zeit. Nun bitten wir dich:
Berge die Toten in deinen Armen.
Sei bei denen, die um ihre Lieben weinen.
Behüte die Kranken.
Sei am Bett der Sterbenden.
Stärke alle, die die Kranken pflegen.
Erfrische die Erschöpften.
Tröste die Mutlosen.
Beschütze die Kinder.
Gib Weisheit denen, die politische Entscheidungen treffen.
Sei bei denen, die wir dir jetzt in der Stille nennen.
Du Gott, bist Hirte, Hüter des Lebens. So viele brauchen dich jetzt. Es ist eine schwere Zeit. Nun bitten wir dich:
Berge die Toten in deinen Armen.
Sei bei denen, die um ihre Lieben weinen.
Behüte die Kranken.
Sei am Bett der Sterbenden.
Stärke alle, die die Kranken pflegen.
Erfrische die Erschöpften.
Tröste die Mutlosen.
Beschütze die Kinder.
Gib Weisheit denen, die politische Entscheidungen treffen.
Sei bei denen, die wir dir jetzt in der Stille nennen.
Lass niemand verloren gehen.
Bewahre uns, Gott, in deinem Frieden.
Lasst uns gemeinsam beten, wie Jesus es uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Bewahre uns, Gott, in deinem Frieden.
Lasst uns gemeinsam beten, wie Jesus es uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Geht hin unter dem Segen Gottes.
Geduldig im Ungewissen.
Behütet in der Krise.
Mutig im Handeln.
Gott segne dich und behüte dich
Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten
und sei dir gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.
Amen.
Liturgie: © Zentrum Verkündigung der EKHN
Predigt: Ingeborg Verwiebe
Geht hin unter dem Segen Gottes.
Geduldig im Ungewissen.
Behütet in der Krise.
Mutig im Handeln.
Gott segne dich und behüte dich
Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten
und sei dir gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.
Amen.
Liturgie: © Zentrum Verkündigung der EKHN
Predigt: Ingeborg Verwiebe