Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst zum Abschluss des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt,
16. Mai 2021
Die Begrüßung zum Mithören
Liebe Gemeinde,

…“schaut hin!“ (Markus 6,38). Schaut, was ihr in Händen habt. Es sieht nach wenig aus. Und ist doch so viel, richtig viel! Es reicht für alle.

Ein Ausschnitt aus der Geschichte von der Speisung der Fünftausend. Das Motto des Ökumenischen Kirchentags bei uns in Frankfurt, der an diesem Sonntag zu Ende geht.
Und so ganz anders lief als ursprünglich gedacht. Wie so vieles seit dem letzten Jahr – hauptsächlich digital. Im Netz, ein „Ort“, an dem geteilt wird.

Wir wollten eigentlich ein wenig Kirchentagsatmosphäre miteinander teilen und Sie und Euch einladen, die Fernsehübertragung des Abschlussgottesdienstes aus der Weseler Werft in Frankfurt gemeinsam in der Kirche in Buchschlag zu schauen und mitzufeiern.
Die Pandemielage ließ uns anders entscheiden.

Und so sind Sie heute herzlich eingeladen,
den Schlussgottesdienst des 3. ÖKT zu schauen
– um 10.00 Uhr im ZDF!

(übrigens verbraucht der Fernseher viel weniger Strom als das Streamen…)

„schaut hin - blickt durch - geht los“ ist der Gottesdienst überschrieben. Die Weiterführung des Mottos des ÖKT.

Teilen möchte ich noch einige Gedanken dazu - die hat sich Pfarrerin Doris Joachim aus dem Zentrum Verkündigung gemacht. Hier ist ihre Andacht:

Nur schauen – sonst nichts
Andacht zum Motto des ÖKT 2021 von Doris Joachim
Im Museum of Modern Arts of New York im Jahr 2010. Hier findet eine besondere Aktion statt. „The Artist is Present“, so heißt die Performance der serbischen Künstlerin Marina Abramović. „Die Künstlerin ist anwesend.“ Sie sitzt auf einem Stuhl und wartet. Ihr gegenüber steht ein leerer Stuhl, vielleicht 1 ½ Meter entfernt. Um sie herum leerer Raum. 80 Quadratmeter, durch Bänder abgesperrt. Auf der anderen Seite der Absperrung stehen Menschen und warten und schauen. Manche reden miteinander, manchmal gibt es Lautsprecherdurchsagen des Museums, ein ständiges Rauschen ist zu hören. Und trotzdem wirkt der Raum still. Sehr still. Marina Abramović wartet, dass jemand kommt und sich auf den leeren Stuhl setzt. Es gibt viele, die das wollen: Sich setzen und ihr in die Augen schauen. Nach drei Monaten Performance werden es 1675 Personen gewesen sein.
Jedes Mal, wenn sich eine neue Person auf den Stuhl setzt, geschieht dasselbe: Marina Abramović sitzt in völliger Ruhe da. Sie schaut nach unten. Sie atmet tief und sammelt sich. Sie scheint die vor ihr sitzende Person zu spüren. Und es wirkt, als gäbe es bereits eine Verbindung zwischen beiden, bevor sich die Blicke treffen. Dann geht es wie eine kleine Welle durch ihren Körper. Sie richtet sich auf. Sie öffnet die Augen, und ihr Blick ist voller Intensität auf ihr Gegenüber gerichtet. Nur schauen. Sonst nichts. Keine Worte, kaum Bewegungen. Und doch ist tiefe Bewegung da. Bei beiden. Und auch beim Publikum, das beim Schauen zuschaut.
Ich sehe das nur am Bildschirm. Und bin tief berührt über diese stumme Kommunikation. Sie ist so einfach. Und doch so schwer. Sie fühle sich wie ein Spiegel für die Emotionen der anderen, sagt die Künstlerin. Es ist, als ob sie allein durch das Anschauen ihr Gegenüber in großer Tiefe erreicht. Oft kommt Schmerz hervor. Tränen. Es sind leise Gefühle, keine großen Ausbrüche. Sie kann diesen Schmerz fühlen, auch Trauer und Leid. Manchmal neigt sie sich vor und berührt die Hände ihres Gegenübers. Um manchmal kommen auch ihr Tränen. Das hat etwas Heilendes. Und manchmal fließt die Freude von Herz zu Herz. Nur schauen – sonst nichts. Und die Seele erblüht.
„Ich sehe auf die Elenden und auf die, die zerbrochenen Geistes sind“, sagt Gott (Jes 66,) „Schaut hin“, sagt Jesus.

Soweit die Andacht von Doris Joachim.
Am nächsten Sonntag ist Pfingsten. Gottes Trost und Kraft für uns und in uns. Wir möchten gern wieder Gottesdienste vor Ort feiern, sofern die Corona-Lage sich weiter zum besseren entwickelt.
Dann laden wir ein zum Gottesdienst auf der Terrasse des Gemeindezentrums in der Hegelstraße. Mit medizinischer Maske, auf Stühlen mit Abstand, in verkürzter Form mit Orgel aber ohne Singen – und mit Sonnenhut oder Regenschirm…
Ihre Pfarrerin Ingeborg Verwiebe