Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst Karfreitag - 10. April 2020
von Pfarrer Jochen-M. Spengler
Die Orgelmusik wurde von Herrn Ranecky an der Buchschlager Orgel aufgezeichnet - Danke dafür.
Wir feiern unseren Hausgottesdienst:
Im Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens, die uns gibt, was wir zum Leben brauchen.
Im Namen Jesu Christi, unseres Freundes und Bruders, der an unserer Seite ist in Freud und in Leid -
und im Namen des heiligen Geistes, einer Kraft, die uns fest zusammenhält - auch jetzt in dieser Zeit, in der wir räumliche Distanz einhalten müssen. Amen.
Wir lesen Verse aus dem Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 53,4+5:

Fürwahr, er trug unsere Krankheit
und lud auf sich unsere Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt
und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet
und um unserer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Lasst uns beten!

Lasst uns beten!
Jesus Christus,
du hast auf dich genommen, was kein Mensch ertragen kann: Sie haben dich ver-spottet, dir ins Gesicht gespieen und ein Kreuz aufgeladen. -
Du hast auf dich genommen, was kein Mensch verstehen kann:
Du hast auf deine Macht verzichtet und hast dich der Gewalt wehrlos ausgeliefert.
Daran denken wir heute, können es kaum ertragen und kaum verstehen.
Und so bitten wir dich: Komm auf uns zu und lass uns bei dir Trost finden.
Amen.
EG 91, 1+4+5 Herr stärke mich, deine Leiden zu bedenken
1. Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen.

4. Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken am Kreuz erblicken.

5. Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
so sei’s doch mir, trotz allen frechen Spottes, die Weisheit Gottes.

Lesung - Matthäus 27, Verse 33-54
Text zur Lesung:

Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte,
gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und als er’s schmeckte, wollte er nicht trinken.
Als sie ihn gekreuzigt hatten verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum.
Und sie saßen da und bewachten ihn.
Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.
Und da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.
Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz!
Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:
Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben.
Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.
Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das Land bis zur neunten Stunde.
Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli lama asabtani? das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia.
Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken.
Die andern aber sprachen: Halt, lass sehen, ob Elia komme und ihm helfe!
Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. - Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf
und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.
Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! -
Ansprache Pfarrer Jochen-M. Spengler
Text zur Ansprache zum Mit-/Nachlesen:

Liebe Gemeinde,
die drei Hausgottesdienste, die wir Ihnen bisher hier angeboten haben, haben sich ausschließlich mit dem Thema beschäftigt, das uns alle derzeit so sehr bewegt:
die Coronakrise.
Heute, am Karfreitag, möchte ich mit Ihnen zumindest für die Dauer dieser Ansprache gerne einmal ausstiegen aus der Gegenwart: Zum einen weil heute Karfreitag ist, ein Tag, der mir großen Respekt einflößt, zum anderen weil mich die Dauerbeschäftigung mit der Coronakrise mittlerweile aushöhlt - vielleicht geht es Ihnen ähnlich damit. -
Ich möchte Ihnen nun eine Geschichte vorlesen, die ich vor einigen Jahren geschrieben habe, um das unfassbare Geschehen der Kreuzigung Jesu ein bisschen greifbarer zu machen. Sie handelt von einem ganz gewöhnlichen Jerusalemer Handwerker namens Jakob, mit dessen Augen die Geschichte auf das schaut, was damals vor knapp zweitausend Jahren passiert sein könnte. -
Meine Geschichte ist nicht bemüht, theologische Richtigkeit zu transportieren, die kann, wer möchte, z.B. mit dem Stichwort „Karfreitagstheologie“ googeln oder bei Wikipedia finden.
Aber Vorsicht: Das, was Sie dort finden, sind auch nur Versuche, etwas in den Griff zu bekommen, das größer ist als unsere menschliche Vernunft. Und mit dem Prädikat „richtig“ sind diese Annäherungen an die Wahrheit letztlich nur durch kirchliche Beschlüsse versehen worden.
Meine Geschichte hat vorrangig ein Ziel: Sie soll traurig machen - wegen mir auch wütend - an einem todtraurigen Tag, der unlogischerweise Geburtshelfer wurde einer der größten Hoffnungen der Menschen: der Traum vom ewigen Leben.
An diesen Traum glaube ich mittlerweile mit einer Vehemenz, liebe Gemeinde, die ich nie für möglich gehalten habe.
Und dieser, mein Glaube, tröstet mich und schmückt mein Leben immer wieder für Augenblicke mit einer wunderbaren Leichtigkeit - sogar in Tagen wie diesen, in denen der Tod so unbarmherzig nach uns Menschen greift. -
Nun aber zu der Geschichte.
Wenn Sie mögen, lassen Sie sich fallen in eine Zeit und in einen Tag, der eigentlich nur auszuhalten ist, weil es zwei Tage nach dem traurigen Ende einen wunderbaren Anfang gab, der uns allen den Himmel aufgeschlossen hat.
Geschichte: Jakob und… Jesus
Eigentlich ist es ziemlich ruhig heute, denkt sich Jakob.
Er ist Tuchmacher, fertigt die verschiedensten Arten von Stoffen an, und da spielt es keine Rolle, ob jemand ein neues Gewand haben will - oder etwas ganz Stabiles, Haltbares für ein Vordach oder ein Zelt sucht.
Er ist ein Ein-Mann-Betrieb, sagt er manchmal stolz - manchmal aber auch ärgerlich, denn er hat keine Mitarbeiter und ist Handwerker und Verkäufer zugleich. Und das bringt, das wird sich jeder denken können, eine Menge Arbeit mit sich.
Besonders hektisch geht es natürlich vor den großen Festen zu: Da kommen sie alle auf einmal und wollen dies und wollen das. Aber in diesem Jahr schleppt sich das Geschäft so dahin, obwohl das Passahfest unmittelbar vor der Türe steht.
Merkwürdig, denkt Jakob, vielleicht liegt es daran, dass den Leuten die Lust aufs Kaufen vergangen ist bei all dem Ärger, der mit den römischen Besatzern ins Land gekommen ist. Am Ende wird durch die Römer auch noch mein kleines Geschäft ruiniert, fährt es ihm in den Sinn.
Kopfschüttelnd geht er durch seine kleine Werkstatt, rückt da einen Stapel Stoffe zurecht, obwohl sie schon gerade liegen, und streicht dort ein Tuch glatt, das vorher schon genauso glatt war.
Er weiß gar nicht, was er tun soll, seine Vorbereitung ist gemacht, in den vergangenen Wochen hat er fieberhaft Stoffe und Tücher gefertigt, die jetzt darauf warten, verkauft zu werden. Aber die Kunden bleiben bis jetzt aus.
Er geht an die Türe und schaut auf die Straße raus: Kaum ‘was zu sehen und kaum ‘was zu hören. Vor ein paar Stunden war noch ein riesiger Lärm gewesen - irgend so eine Volksabstimmung oder so etwas: Ging wohl um zwei Verbrecher, von denen der eine verurteilt, der andere freigelassen werden sollte.
Das hatte ihm Hannah erzählt, die vorhin in seinem Laden vorbeigeschaut hatte - allerdings ohne etwas zu kaufen.
Mindestens zehn verschiedene Tücher hatte sie sich umgelegt, um schließlich zu sagen, sie wolle es sich noch einmal in Ruhe zu Hause überlegen. Hm.
Naja, es würden hoffentlich auch wieder bessere Tage kommen, munterte er sich auf - eine kleine Anspannung wollte aber nicht weichen, denn er dachte an seine Frau, Rebecca, und die beiden Töchterchen Lea und Rahel, die er schließlich versorgen musste. So steht Jakob auf der Schwelle seiner Ladentüre und denkt über dieses und jenes nach. -
Auf einmal hört er Rufe vorne an der Straßenecke:
„Auf jetzt, weiter geht’s“, schallt es durch die Häuserschlucht.
Zu sehen ist noch niemand.
Doch jetzt schiebt sich ein merkwürdiger Zug um die Ecke:
Voran schleppt sich ein Mann nur mit einem Lendenschurz bekleidet, er ächzt und stöhnt unter der großen Last eines schweren Holzkreuzes, das er auf seinen blutenden Schulter liegend hinter sich herschleift. Flankiert wird er von einigen römischen Soldaten, die ihn ab und zu mit Peitschenhieben antreiben.
Hinter den Soldaten ist erst einmal eine Lücke von etlichen Metern, dann folgen etwa zwei, drei Dutzend mehr oder weniger hämisch grinsender Männer, die leise vor sich hin tuscheln.
Manchmal wagt auch einer von diesen einen lauten Ruf, auf geht’s oder so ‘was, aber sie sind etwas zurückhaltender als die Soldaten. Schon von weitem erkennt er den einen oder anderen aus dieser Gruppe, manche kennt er von seinen seltenen Tempelbesuchen, andere hat er schon in seinem Laden begrüßen können.
Und es sind natürlich auch die dabei, die immer mit von der Partie sind, wenn irgendwo etwas passiert. Die kennt er auch. -
Der Zug hat hinter dieser Schar der Spötter eine weitere Lücke von mindestens fünfzig Metern, dann folgen eine ganze Anzahl Frauen und Männer, die sich zum Teil gegenseitig stützen und untergehakt gehen.
Sie folgen dem Schritt der anderen nur zögernd, scheinen sich immer wieder ängstlich umzublicken und bleiben manchmal sogar stehen, um dann doch wieder dem Kreuzzug zu folgen.
Werden wahrscheinlich die Angehörigen und Freunde sein, denkt sich Jakob und ist schon ein bisschen verwundert darüber, dass einem Schwerverbrecher zu seiner Hinrichtung so viele folgen, denn es mögen wohl gut und gerne zwanzig bis dreißig Männer und Frauen in der letzten Gruppe mitgehen.
Jetzt ist die Zugspitze fast schon bei seiner Werkstattüre angekommen.
Eigentlich will Jakob lieber seinen Blick abwenden und sich zurückziehen, aber dann wagt er es doch, den Todgeweihten anzuschauen.
Diesen Blick wird Jakob nie wieder in seinem Leben vergessen:
Er hatte seine Augen auf den Verbrecher gerichtet und im selben Augenblick hatte dieser ihm ebenfalls direkt in seine Augen gesehen: Er war wie vom Donner gerührt, konnte sich kaum bewegen und nur mit Mühe dem Blick des anderen standhalten.
Wie sollte Jakob diesen Blick des anderen beschreiben?
Hilflosigkeit kam darin zum Ausdruck, Erschöpfung natürlich auch - und...: Liebe.
Ja, Liebe, anders konnte man es nicht nennen.
Mit so viel Liebe hatte ihn noch nie ein anderer Mensch angeschaut, nicht einmal seine Frau, seine Kinder oder seine Eltern.
Er war ihm durch und durch gegangen dieser Blick, der eine Ewigkeit zu dauern schien - doch dann machten die Soldaten dieser Situation ein rüdes Ende:
Sie schlugen dem Verbrecher mit der Peitsche eine volle Ladung auf den Rücken, und die Haut platzte blutend auf, da wo sie nicht sowieso schon aufgerissen und blutig angeschwollen war.
Der Zug ging weiter.
Einen Moment blieb Jakob noch auf der Schwelle zu seiner Werkstatt stehen, schaute unschlüssig dem Kreuz und seinen ungleichen Nachfolgerinnen und Nachfolgern hinterher, dann drehte er sich um und ging zögernd zurück in seinen Laden.
Was der wohl verbrochen haben mag? fragt er sich.
Ein solches Gesicht habe ich noch nie gesehen - so viel Wärme ging von diesem Menschen aus. Seine Straftat muss irgendeine Kurzschlussreaktion gewesen sein, ein solcher Mann kann doch kein kühler, berechnender Krimineller sein! -
Vielleicht ist er auch zu Unrecht verurteilt worden, schießt es ihm auf einmal in den Kopf. Genau, das muss es sein: Hier liegt vermutlich ein verhängnisvoller Irrtum vor!
Die Unruhe in Jakob nimmt zu. Ziellos geht er in dem kleinen Raum hin und her, die Bewegungen seiner Beine spiegeln das wider, was sich in seinem Kopf abspielt.
Ich muss hin, ich muss den Irrtum aufklären, ich muss den Mann retten, ruft plötzlich eine Stimme laut und vernehmlich in seinem Inneren.
Noch aber regt sich Widerstand gegen diesen Ruf: Was soll ich als kleiner Jerusalemer Handwerker schon ausrichten können! Da sind schließlich Priester und Obere dabei, die werden mich wohl kaum ernst nehmen. Und außerdem:
Vielleicht irrte er sich ja auch. Der Schein trügt eben manchmal: Möglicherweise steckte hinter dem gütigen Blick ein ganz skrupelloser Kerl. -
Nein, schreit es unvermittelt in Jakob, nein, das kann nicht sein. Dieser Mensch ist unschuldig, alles andere ist unvorstellbar.
Und Sekunden später hören wir eine Ladentür laut zuschlagen und sehen Jakob mit wehendem Gewand durch die Häuserschlucht rennen immer in Richtung Golgatha, einer kleinen steinigen Anhöhe kaum außerhalb Jerusalems.
Hoffentlich komme ich noch rechtzeitig, denkt er und spürt fast schon schmerzhaft sein Atmen, das mehr und mehr stoßweise kommt.
Jetzt biegt er um die letzte Ecke und sein Blick fällt weit voraus auf die Schädelstätte.
„Nein“, schreit er in die Hinrichtungsszene hinein, „nein, er ist unschuldig, ich weiß es ganz genau. Ich bin Zeuge!“
Als er bei den ersten Zuschauerinnen und Zuschauern angekommen ist, ist er restlos außer Atem.
Er sinkt zu Boden und ringt nach Luft.
Um ihn herum stehen Männer und Frauen, manche schluchzen, manche grinsen - und manche starren unbeweglich zu dem Kreuz hin, das in der Mitte zwischen zwei anderen Kreuzen steht.
Auch Jakob schaut jetzt dort hin.
Einen Blick für die beiden Kreuze links und rechts hat er nicht, er schaut nur zu dem in der Mitte.
Der Gekreuzigte hat seinen Kopf gesenkt, das Kinn ruht auf seiner Brust. Blut läuft aus den Wunden an Händen und Füßen.
Über seinem Kopf ist eine Tafel angebracht mit einigen Buchstaben, die Jakob nicht kennt. Sind wohl römische Zeichen.
Ich bin zu spät gekommen, denkt Jakob entsetzt, ich kann ihm nicht mehr helfen.
Und dennoch unternimmt er einen aussichtslosen Versuch:
„Er war’s nicht“, ruft er, „ich weiß, wer die Schuldigen sind!“
Niemand hört ihn. Was soll er tun?
Jetzt nimmt er noch einmal alle Kraft und allen Mut zusammen und sagt mit lauter und klarer Stimme: „Ich war’s, ich bin der Schuldige - er ist unschuldig.“
Einer dreht sich zu ihm um: „Was warst du, hä? Halt doch deinen Mund, du hast doch überhaupt keine Ahnung.“
Jakob wird ausgelacht.
Und Jakob gibt auf.
Langsam wendet er sich ab und macht sich zögernd auf den Heimweg.
Nein, den Tod dieses Unschuldigen will ich nicht mit ansehen müssen. Tränen lau-fen ihm übers Gesicht, er ist völlig durcheinander, er hat schon lange nicht mehr geweint.
Kurz vor der ersten Häuserecke blickt er sich noch ein letztes Mal um: Von weitem sieht er, wie der Gekreuzigte seinen Kopf erhoben hat, er hat fast den Eindruck, dass dieser Mann ihm nachschaut.
Er bleibt wie angewurzelt stehen - und wieder spürt er die Wärme und die Liebe, die von diesem ungewöhnlichen Menschen ausgeht, genauso wie vorhin bei der ersten Begegnung.
Jakob reißt die Augen und sein Herz ganz weit auf, er möchte so viel wie irgend möglich von der Liebe dieses Menschen mitnehmen. -
Plötzlich wird es dunkel, es donnert, die ersten Regentropfen fallen.
Er sieht, wie der Kopf des Mannes am Kreuz vornüberfällt.
Jetzt ist er wohl gestorben.
Jakob will nun endgültig nach Hause. Er geht an seiner Werkstatt vorbei, prüft, ob die Türe auch richtig verschlossen ist, dann macht er sich auf den Weg zu Frau und Kindern.
Manchmal sieht man übrigens, wie er sich mit einer Hand ans Herz fasst und manchmal sieht man, wie er sich eine Träne aus dem Gesicht wischt.
Als er zu Hause angekommen ist, schließt er seine Frau und seine Kinder ganz fest in seine Arme. Amen.


Johann Pachelbel - Choralvariation: Oh Haupt voll Blut und Wunden
Lasst uns beten!

Jesus Christus, wir stehen unter deinem Kreuz.
Du gehst den Weg des Leidens. Du verzichtest auf Macht und lässt dich hineinziehen in das Elend und die Not unseres Lebens. So willst du uns retten.
Christus am Kreuz, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Wir sehen dein Kreuz, und erkennen die Hartherzigkeit und den Unfrieden dieser Welt.
Lass uns nicht abseits stehen, sondern in deinem Leiden bei dir bleiben.
Hilf, dass wir eigenes und fremdes Leid nicht verdrängen oder überspielen, sondern lernen, es anzunehmen und mitzutragen.
Christus am Kreuz, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Wir sehen dein Kreuz und erkennen, wie du für uns einstehst.
Lass uns dir folgen auf dem Weg zu den Geringsten und Verachteten, zu den Gescheiterten, zu denen, die auf den Wegen der Macht und des Erfolges übersehen werden.
Christus am Kreuz, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Wir sehen dein Kreuz und erkennen deine Barmherzigkeit.
Du trägst unsere Schuld, damit wir aufatmen und als freie Menschen leben können.
Lass uns barmherzig miteinander umgehen, auch mit den Menschen, die uns unbequem sind und Mühe machen.
Hilf, dass wir nicht übereinander zu Gericht sitzen, bewahre uns vor Hochmut.
Christus am Kreuz, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Jesus Christus, wir stehen unter deinem Kreuz. Lass uns nicht Zuschauer bleiben. Hilf, dass wir es wagen, deinen Weg zu gehen, den Weg der Liebe und Barmherzigkeit.


In unserem stillen Gebet können wir dir, Gott, all das anvertrauen, was uns auf dem Herzen liegt…

Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
EG 171 - Bewahre uns Gott ...
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns auf unsern Wegen. / Sei Quelle und Brot in Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen, / sei Quelle und Brot in Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns in allem Leiden. / Voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten, / voll Wärme und Licht im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns vor allem Bösen. / Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen, / sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, / sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, / sei mit uns durch deinen Segen. / Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen, / dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, / sei um uns auf unsern Wegen.
Wir bitten um Gottes Segen!
Gott segne uns und behüte uns;
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig;
Gott erhebe sein Angesicht auf uns
und gebe uns Frieden. Amen.
Orgelnachspiel - Pachelbel Ricercar