Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst Gründonnerstag 1.4.2021
von Pfarrerin Ingeborg Verwiebe
Liebe Gemeinde,

wir haben uns entschieden, der Bitte der Politik nachzukommen und die Gottesdienste in der Karwoche und an Ostern im Netz auf unserer Homepage zu feiern. Auch wenn wir sie als Gottesdienste vor Ort in Kirche und Gemeindezentrum geplant hatten. Die neuen ansteckenderen Virus-Varianten machen diesen Schritt nötig. Um Leben zu schützen und damit wir uns bald wieder begegnen können.

Im April werden wir alle Gottesdienste nur auf der Homepage feiern. Am 2. Mai treffen wir uns dann hoffentlich wieder zum Gottesdienst im Gemeindezentrum!
Wir sind überzeugt, damit handeln wir im Sinne Jesu. Er hat gesagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“

Heute feiern wir Gründonnerstag. Im Lockdown. Und sind damit Jesus und seinen Jüngerinnen und Jüngern beim letzten Abendmahl so nah wie selten.

Mahlfeier
Wenn Sie mögen: Teilen Sie Brot und Saft oder Wein. Mit denen in Ihrer Hausgemeinschaft oder allein. Vielleicht so: Ein Tisch ist geschmückt. Eine Kerze brennt. Brot liegt auf einem Teller, Wein oder Saft ist in ein Glas oder in mehrere Gläser gefüllt.

Vom „Zentrum Verkündigung“ unserer Landeskirche ist die folgende Abendmahls-Liturgie verfasst.

Sie ist in ihren wesentlichen Stücken als Gebet formuliert. So kann sie auch von Menschen gefeiert werden, die allein, zu Zweit oder zu Dritt zu Hause sind. Indem auch die Einsetzungsworte als Gebet formuliert werden, handelt es sich nicht um eine Abendmahlsfeier, wohl aber um ein Mahl zur geistlichen Stärkung in Erinnerung an die Mahlfeiern, die Jesus mit seinen Jünger*innen gehalten hat.
EG 223 Das Wort geht von dem Vater aus
Eröffnung
Heute ist Gründonnerstag.
Ich denke an dein letztes Abendmahl, Jesus Christus.
Zusammen mit deinen Jüngerinnen und Jüngern.
Und jetzt bin ich hier.
Mit dir verbunden.
Amen.

aus Psalm 111
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige Herr.
Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;
er gedenkt ewig an seinen Bund.
Er läßt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk,
daß er ihnen gebe das Erbe der Heiden.
Die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht;
alle seine Ordnungen sind beständig.
Sie stehen fest für immer und ewig;
sie sind recht und verläßlich.
Er sendet eine Erlösung seinem Volk;
er verheißt, daß sein Bund ewig bleiben soll.
Heilig und hehr ist sein Name.
Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.
Klug sind alle, die danach tun.
Sein Lob bleibet ewiglich.
Amen.
Ansprache zum Mithören
Biblische Lesung und Impuls
- Matthäus 26,17-30 -

17 Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? 18 Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. 19 Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm. 20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. 21 Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. 22 Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich's? 23 Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. 24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. 25 Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es. 26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. 27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. 29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. 30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Impuls (Ansprache)
Zusammen
Beieinander sein. Es aushalten, zusammen. Den Abschied. Drohende Gefahr. Die Unsicherheit.
Das Brot teilen. Vorgeschmack des Gottesreichs.
Jesus an unserer Seite.

Schatten über dem Fest
Das Fest beginnt: Passa. Das Fest der ungesäuerten Brote – Erinnerung an den Aufbruch aus Sklaverei und Abhängigkeit. Damals in Ägypten unter dem Pharao. Keine Zeit, den Sauerteig gehen zu lassen. Am letzten Abend zusammen ein stärkendes Essen. Und am nächsten Morgen: Aufbruch in die Zukunft.
Kein einfacher Weg.

Erinnerung: Wir sind noch unterwegs.

Gründonnerstag. Bei uns der erste Gottesdienst der Kar- und Ostertage. Uns stärken für das, was bevorsteht. Kein unbeschwertes Fest in diesem zweiten Jahr der Pandemie.

Dann Karfreitag. Erinnerung an Leiden und gewaltsamen Tod.
Und am Morgen des dritten Tages: Ostern. Auferstanden vom Tod.
Aufbruch in die Zukunft: Gott ist stärker als der Tod.
Wir sind frei. Anzugehen gegen das, was den Tod bringt.

Erinnerung: Dahin sind wir unterwegs. In eine Welt, in der alle gut leben können.

Horizont

In diesen Horizont stellt Matthäus das Abendmahl. Stellt uns nach dem letzten Abendmahl hier eine Feier dort in Aussicht: „…„bis zu jenem Tag, an dem ich mit euch von der neuen Frucht trinken werde in der Welt Gottes, Vater und Mutter für mich.“ (Vers 29, Bibel in gerechter Sprache).

In diesem Horizont des Gottesreiches steht auch menschliche Schuld.
Versagen und Verrat. Das Böse tun wider besseres Wissen. Die bange Ahnung, dass jede und jeder von uns das tun könnte.

Auf die Erzählung vom Verrat folgen die Worte von der Vergebung der Sünden.
Der Becher mit dem Wein. „Trinket alle daraus, das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Vers 27).

Bund
Ein Bund, der hält. Bis in Ewigkeit, bis ins Gottesreich.

Jesus geht.
Wir bleiben hier. Wir trinken weiterhin von der Frucht des Weinstocks. Essen Brot, Frucht des Weizenkorns. Bis wir mit ihm das Fest bei Gott feiern.

Bis dahin: satt werden. Mit Essen, Trinken, Gesundheit. Impfungen. Gerechtigkeit. Für alle auf der Welt!
Satt werden. Geistlich satt. Den Hunger nach himmlischem Brot stillen. Gemeinsam.
Wir bleiben zusammen. Auf die Art, wie es uns möglich ist. Auch virtuell.
Und analog: Brot und Saft oder Wein. Essen und Trinken, einen Schluck, ein Stück. Sich satt essen.
Jesus ist leibhaftig da. Teilt sich mit uns, teilt sich uns mit.

Amen.

(Impuls und Auswahl der Lesung: Ingeborg Verwiebe)
Mahl-Gebet
Da sind wir nun, Gott.
Zu Hause in unseren vier Wänden.
Mit unserem Hunger nach Leben.
Mit unserem Durst nach Freude.
Heute – an diesem Abend.
Sei du jetzt hier.
Stärke uns mit Brot und Wein für den Weg, der vor uns liegt. Amen.
Gebet zur Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu
Jesus Christus.
Wir erinnern uns:
Wie du das letzte Mal mit deinen Jüngerinnen und Jüngern gegessen hast.
Wie du das Brot genommen hast.
Wie du gesagt hast: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Wie du den Kelch nach dem Mahl genommen hast.
Wie du gesagt hast: „Das ist das Blut des Neuen Bundes,
das vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Wir erinnern uns und spüren:
So bist du bei uns.
Erbarm dich unser.

Jesus Christus.
Sende deinen Heiligen Geist zu uns.
Hier ist Brot des Lebens – für uns.
Das essen wir nun. (Das esse ich nun.)
Deine Nähe stärkt uns.

(Ein Stück Brot essen.)

Sende deinen Geist zu uns.
Hier ist ein Kelch des Heils – für uns.
Daraus trinken wir nun. (Daraus trinke ich nun.)
Deine Liebe belebt uns.

(Aus dem Glas trinken.)
Fürbitten
Bewahre uns, Christus – jetzt in dieser Zeit.
Gib uns deinen Frieden.

Gib Frieden allen, die jetzt leiden.

(Stille)

Gib Frieden allen, die jetzt für andere da sind.

(Stille)

Gib Frieden denen, die wir dir jetzt besonders an Herz legen. (Hier können laut oder auch im Stillen Menschen genannt werden.)
Segensbitte
Gott, segne uns und behüte uns.
Gott, lasse dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott, erhebe dein Angesicht auf uns
und schenke uns Frieden.
Amen.

© Zentrum Verkündigung der EKHN
Eine fünfminütige Orgelimprovisation über das Lied vom Anfang, „Das Wort geht von dem Vater aus“, EG 223, von Martin Bambauer