Tageslosung
Die Herrnhuter Tageslosung
Hausgottesdienst zum 1. Sonntag nach Epiphanias, 10. Januar.2021
von Pfarrerin Ingeborg Verwiebe
EG 70,1.3-4 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Liebe Gemeinde,
herzlich willkommen zum Hausgottesdienst am ersten Sonntag nach Epiphanias, nach dem Erscheinungsfest! Das haben wir in der vergangenen Woche am 6. Januar gefeiert.
Gott ist unter uns erschienen im Kind in der Krippe. Die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland gehört zu diesem Tag. Sie sind dem Licht des Sterns gefolgt. Das Lied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ singt vom Licht, das Jesus in unsere Welt bringt.
Gottes Licht leuchtet uns auch in diesen trüben Tagen – am Gemeindezentrum in der Hegelstraße leuchten jeden Tag mit Einbruch der Dunkelheit noch die Lichter am Weihnachtsbaum auf der Terrasse und das Licht über den Krippenfiguren im Gemeindesaal. Es ist noch Weihnachtszeit bis zum 31. Januar dem letzten Sonntag nach Epiphanias.
Ich freue mich, dass Sie heute beim Hausgottesdienst dabei sind – sehr vernünftig! Warum das so ist, erfahren Sie in der Predigt.
Ihnen, Euch, uns allen gilt der Wochenspruch aus dem Römerbrief Kapitel 8,Vers 14:

Alle, die sich von der göttlichen Geistkraft leiten lassen, sind Töchter und Söhne Gottes.

Wir feiern unsern Gottesdienst

Im Namen des Gottes, wie Vater und Mutter für uns.
Im Namen des Sohnes, Jesus Christus, zu dem wir gehören.
Im Namen der Heiligen Geistkraft, Gottes Licht in uns.

Amen
Lasst uns beten mit Worten aus dem Psalm 89, 2-5.27-30:

Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Mund für und für;

denn ich sage: Auf ewig steht die Gnade fest,
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.

„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knecht, geschworen:

Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und deinen Thron bauen für und für.

Er wird mich nennen: Du bist mein Vater,
mein Gott und der Hort meines Heils.

Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen.
zum Höchsten unter den Königen auf Erden.

Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
und mein Bund soll ihm fest bleiben.

Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt.“
Amen.
Gott, deine Verheißung ist groß.
Deinen Kindern versprichst du alles:
Festen Grund unter den Füßen auf ewig, Leben und Heil.
Jesus, dein eingeborener Sohn, zeigt uns:
Du hältst dein Versprechen.
Du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.

Wir aber gründen uns nicht im Himmel.
Wir suchen unser Heil bloß auf der Erde.
Das Unheil wollen wir nicht sehen.
Wir suchen unser Heil im Verdrängen und Vergessen.
Halbherzig verlieren wir uns in kleinen Antworten.

Wir verlieren den Grund.
Wir könnten abstürzen.

Gott, halte uns!
Deine Kinder sind wir doch – deine Treue wird uns halten.
Was du beschlossen hast,
ist Gestalt geworden in Jesus Christus.
Liebe und Treue.
Es gilt auch uns, was du sagst:
Du bist mein geliebtes Kind, über dich freue ich mich“ (Mk 1,11)

Amen.
Predigt 10.01.2020 zum Mithören

Liebe Gemeinde,
im Predigttext in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache finden sie einige violett unterstrichene und mit diesem Zeichen ° versehene Wörter – wenn Sie darauf klicken, erfahren Sie mehr über diese Begriffe in der Bibel (auf der Seite der „Bibel in gerechter Sprache“)!


Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und von Jesus Christus, zu dem wir gehören!

Liebe Gemeinde,

Ermutigung
Das Jahr ist noch neu. Es folgt auf ein schwieriges Jahr.
Es gibt Hoffnung. Dass es anders wird! Dass wir anders weitermachen als bisher. Dass die Zeit neu wird im neuen Jahr.

Sie sind noch frisch, unsere Vorsätze fürs neue Jahr. Lasst sie uns umsetzen! Heute, am ersten Sonntag nach dem Epiphanias-Fest, werden wir dazu ermutigt:

Brief an die Gemeinde in Rom
Kapitel 12
1 Ich ermutige euch, Geschwister: Verlasst euch auf Gottes Mitgefühl und bringt eure °Körper als lebendige und heilige °Gabe dar, an der Gott Freude hat.
Das ist euer vernunftgemäßer Gottes-Dienst.
2 Schwimmt nicht mit dem Strom, sondern macht euch von den Strukturen dieser Zeit frei, indem ihr euer Denken erneuert. So wird euch deutlich, was Gott will: das Gute, das, was Gott Freude macht, das Vollkommene.
3 Erfüllt von der °Zuneigung Gottes, die mir geschenkt wurde, sage ich nun einer jeden und einem jeden von euch: Überfordert euch nicht bei dem, wofür ihr euch einsetzt, achtet auf eure Grenzen bei dem, was ihr vorhabt.
Denn Gott hat jedem und jeder ein bestimmtes Maß an Kraft zugeteilt, °Vertrauen zu leben.
4 Denkt an unseren°Körper . Er ist eine Einheit und besteht aus vielen Körperteilen, aber nicht jedes Teil hat dieselbe Aufgabe.
5 So sind wir, obwohl wir viele sind, doch ein einziger Körper in der Gemeinschaft des °Messias . Einzeln betrachtet sind wir Körperteile, die sich füreinander einsetzen.
6 Wir haben jeweils unterschiedliche °Fähigkeiten , die uns in °göttlicher Zuwendung geschenkt wurden:
Wer die Gabe hat, prophetisch zu reden, nutze sie, um deutlich zu machen, welches Handeln dem Vertrauen auf Gott entspricht.
7 Wer die Gabe hat, für andere zu °sorgen, nutze sie zum Wohl der Gemeinschaft.
Wer die Gabe hat zu lehren, nutze sie, um andere am Wissen teilhaben zu lassen.
8Wer die Gabe hat zu trösten, nutze sie, um andere zu ermutigen.
Wer mit anderen teilt, sei aufrichtig dabei.
Wer eine Leitungsaufgabe übernimmt, fülle sie mit Begeisterung aus. Wer solidarisch mit anderen lebt, soll es heiter tun.

aus: https://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/die-bibel/bigs-online/

Grund zur Ermutigung…

Liebe Gemeinde,
Lasst euch ermutigen! Die guten Vorsätze umsetzen - wir können das. Mit ganzem Einsatz.
Von Kopf bis Fuß. Oder auch: ganzheitlich handeln.
Lasst euch ermutigen: „Das sei euer vernünftiger Gottes-Dienst“ – schön, dass Sie hier dabei sind, dass Ihr mitmacht!
Euch einbringt „als lebendige und heilige Gabe“.

Das nämlich können wir. Uns vollkommen hingeben – auch wenn wir oft das Gefühl haben, wir geben nicht genug.
Da fühlt Gott mit uns – und hilft: „Verlasst euch auf Gottes Mitgefühl!“
Gott weiß um unsere Bequemlichkeit. Den Unwillen, zu verzichten, und sei es nur für eine Weile. Gott kann sich einfühlen in unsere Ängste. Er weiß, was uns bedroht und lähmt. Was unsere Sinne verdunkelt.

…Weihnachten leuchtet für uns- jetzt!
So lässt er es hell werden über uns. Dafür steht das Epiphanias-Fest am 6. Januar. Die Weisen aus dem Morgenland kommen an der Krippe an. Sie haben sich auf Gottes Mitgefühl verlassen.
Haben die Kraft bekommen, aufzubrechen. Weiterzugehen, nicht aufzugeben.
Jetzt sind ihre Sinne erhellt. Das Licht aus der Krippe erleuchtet Himmel und Erde. Für die, die es suchen.
Erfüllt sie mit Energie, wie es das Sonnenlicht mit unserem Körper macht. Uns Kraft gibt. Auch zur Veränderung.

…zum vernünftigen Gottes-Dienst
Ihr könnt das. Euch ganz hingeben. Wenn Gott uns so nah ist, dass er ein kleines Kind wird wie wir alle es waren, dann können wir feiern – vernünftigen Gottesdienst!

Vernünftig sein in diesen Tagen. Kontakte wirklich, wirklich einschränken. Zuhause bleiben, keine Ausflüge in den Schnee. Hey, das können wir.
Es ist nicht einfach. Hin und wieder habe ich mir doch die kleine, eine Ausnahme geleistet. Das brauche ich doch.
Wirklich? Nein, für eine begrenzte Zeit kann ich darauf verzichten.
Vernünftig sein. Meinen Körper jetzt anderen nicht zu nahe bringen. Ich glaube, das ist die Gabe, das Opfer, das Gott jetzt gut findet. Weil es anderen dient, und vor allem den Gefährdeten. Den Schwachen. Wie auch mich impfen lassen, wenn das möglich wird.

Wir können das, vernünftig sein. Das ist uns zuzutrauen. Gott tut das.
So kann ich die Worte des Paulus jetzt lesen. So leiblich. Körperlich.

Gegen den Strom
Ich weiß, dass viele die Kontaktbeschränkungen jetzt kritisch sehen. Gerade in den Kirchen. Aber auch das ist kein Strom, mit dem ich schwimmen muß!
Vielmehr will ich meine Urteile prüfen. Mein eigenes Verhalten. Nach bestem Wissen und Gewissen.

Nicht nur im Blick auf Corona. Überhaupt.
Und sicher im Blick auf den Klimawandel. „Fridays for Future“ machen es uns vor. Gerade jetzt damit, dass sie nicht zusammen auf die Straße gehen.

Wo bin ich, sind wir zu bequem? Trauen uns nicht etwas anders zu machen, was doch anders ginge? Auf die Gefahr hin, dass mich nicht alle dafür mögen.
Einer mag mich immer – nimmt mich so, wie ich bin. Macht mich gerecht und findet mich gut: Unser Gott.

Heilsame Störung
Wenn er unser Denken und Treiben unterbricht, ist das eine „heilsame Störung“ (so der bekannte Theologe Karl Barth). Paulus sagt: „…macht euch von den Strukturen dieser Welt frei, indem ihr euer Denken erneuert.“ Eine große Chance für uns – jetzt!

Keine Überforderung – Grenzen anerkennen
Und damit auch eine große Herausforderung. “Vernünftiger Gottesdienst“ geschieht mit ganzem Körpereinsatz.

„Omas gegen Rechts“
Wie bei den „Omas gegen Rechts“. Meine Kollegin Susanne Sengstock aus Kiel berichtet von ihnen (in „feministisch Predigen“ zum 10. Januar 2021). Eine Initiative älterer Frauen. Sie sehen, was schief läuft. Sie nehmen wahr, dass Respekt und gleiche Rechte für alle in Gefahr sind. Sie sehen, wie Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus zunehmen und wollen dies nicht hinnehmen. Sie sehen unsere parlamentarische Demokratie in Gefahr. Deshalb organisieren Widerstand.

Sie setzen ihre Körper ein. Sie gehen auf die Straße. Ihre Körper sind mitunter alt und gebrechlich. Darum wissen sie auch um ihre Grenzen. Sie können sich auf andere verlassen. Und da es einfach ist, dazu zu gehören, schließen sich immer mehr Frauen an.

Sie wissen, dass die ältere Frau als öffentliche politische Kraft nicht im kollektiven Bewusstsein gespeichert ist. Sie wollen auffallen, aber nicht als Einzelperson und Ausnahme, nicht als Star, sondern als Gruppe.
Die Frauen schwimmen nicht mit dem Strom. Sie schaffen es, Mutlosigkeit und Resignation zu überwinden. Trotz Rückschlägen bleiben sie an ihren Zielen dran. Sie stehen aktiv für ein gutes Leben ein. Sie setzen dabei ihre unterschiedlichen Fähigkeiten ein. Sie ermutigen.

Bei den „Omas gegen Rechts“ ist das umgesetzt, was Paulus sagt. Wissen: ich muss nicht im Mittelpunkt stehen. Ich muss es nicht alleine schaffen. Ich kann mir auch Pausen nehmen. Da sind die anderen, die weitermachen. Vielleicht anders als ich, je nach ihren Gaben.
Die eigenen Grenzen achten, das heißt: Um die eigene Begrenztheit wissen.
Keine und keiner von uns ist Heilsbringer*in. Das bleibt allein das Kind in der Krippe.

Körper
Und dieses (also Jesus) lässt uns teilhaben am Heil, das es bringt! Und zwar leiblich. Körperlich.
Es bringt uns zusammen.
Paulus vergleicht uns mit einem Körper, der aus vielen Gliedern besteht. Die arbeiten zusammen. Was sie tun, greift ineinander. Jedes Glied ist nur sinnvoll als Teil des ganzen Körpers. Es könnte allein nicht existieren.

Wir können nur zusammen auf dieser Erde leben. Als Menschheit existieren. „Einzeln betrachtet sind wir Körperteile, die sich füreinander einsetzen“.

Was ich tue, ist wichtig. Hat Bedeutung für das Leben der anderen. Hat Bedeutung in den Augen Gottes.
Was ich tue, ist begrenzt. Ich allein werde nicht die Welt retten. Aber wir alle zusammen können es, wenn wir uns füreinander einsetzen.
Was wir tun, ist eingefasst vom Mitgefühl Gottes. Der das Gute und Vollkommene will.

Vollkommen und praktisch
Dann ist das mit dem Vollkommenen gar nicht mehr so schwierig!
Die Sätze am Ende unseres Textes sind ganz einfach.
Einfach und leiblich: Setzt eure Gaben ein. Und zwar richtig. Tu, was du tun kannst. Nicht mehr. An dem Ort, wo du bist.
Praktisch vollkommen und vollkommen praktisch.
Was wir alles können können, das steht in unserem Predigttext in den Versen 6-8.
Oben nachzulesen.

Zwei Dinge möchte ich noch herausgreifen:
Die Gabe zu trösten – ich bin sicher, dass viele von Ihnen Sie in diesen Tagen nutzen. Mit Trost ermutigen wir einander!

Wer solidarisch mit anderen lebt, möge es heiter tun.
Dafür sind die „Omas gegen Rechts“ wieder ein gutes Beispiel. Wenn ich sie auf Fotos sehe, zusammen draußen unterwegs mit kreativen selbstgestalteten Plakaten und viel Spaß.

Das tut dem Leib gut. Dem Leib Christi mit seinen vielen Gliedern. Zusammen dienen sie Gott.
Mit Leib und Seele, von Kopf bis Fuß. Was könnte vernünftiger sein?
Lasst euch dazu ermutigen!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, zu dem wir gehören.

Amen.
EG 410, Christus, das Licht der Welt
1.) Christus, das Licht der Welt. Welch ein Grund zur Freude!
In unser Dunkel kam er als ein Bruder. Wer ihm begegnet, der sieht auch den Vater. Ehre sei Gott, dem Herrn!

2.) Christus, das Heil der Welt! Welche ein Grund zur Freude!
Weil er uns lieb hat, lieben wir einander.
Er schenkt Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen.
Ehre sei Gott, dem Herrn!


Lasst uns miteinander Fürbitte halten:

Gott, du bist bei uns.
Bist erschienen. Leiblich.
Im Kind im Stall.
Du bleibst bei uns.
Lässt das Licht des Sterns aufgehen
in trüben, dunklen Tagen
über unseren verwundbaren Körpern.
Wir danken dir für allen Trost,
für jede Ermutigung.

Wir bitten dich um Ermutigung für alle,
die krank sind.
Mach sie gesund, allmächtiger Gott.
Bewahre ihr Leben, ihren Leib.
Wir bitten dich um Ermutigung
für alle, die trauern.
Tröste sie, und nimm unsere Verstorbenen
in deine Arme.
Wir bitten dich für alle, die einsam sind und ohne Hoffnung.

Wir bitten dich um Ermutigung
für uns als Gemeinde, als Kirche.
Lass uns Körperteile sein,
die sich füreinander einsetzen.
So lass uns umkehren, anders handeln.
Uns dem Klimawandel wirksam entgegenstellen.

Wir bitten dich um Frieden und Ermutigung
für die Menschen in den USA.
Um Kraft und Mut und langen Atem für die neue Regierung.
Um Abkehr von Hass und Spaltung.

Wir bitten dich um Ermutigung für alle Menschen auf der Welt
in der Pandemie.
Um Schutz. Um ein Ende der Pandemie.

Wir bitten dich für alle,
die vor verschlossenen Türen stehen:
Menschen auf der Flucht.
In den Lagern in Bosnien, auf den griechischen Inseln.
Im Libanon und in Bangladesh.

In der Stille nennen wir dir die Menschen,
die uns besonders am Herzen liegen

EG 268 Strahlen brechen viele aus einem Licht
Wir bitten um Gottes Segen!

Gott segne dich und behüte dich
Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten
und sei dir gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.

Amen.
Das Licht des Morgensterns begleite Sie und Euch in die neue Woche – das Lied vom Beginn des Gottesdienstes jetzt als